Inhalt
Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm
Eine ungewöhnliche
und außergewöhnliche Ausstellung
Die Werkstattausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums
in Ulm
Die Veranstalter haben sich einiges einfallen lassen. Es war nicht nur
eine Ausstellung zu besichtigen, geboten wurde auch ein abwechslungsreiches
Begleitprogramm.
An der Eröffnung der Werkstattausstellung des DZM am 17. Oktober
nahmen Vertreter der staatlichen Institutionen (Bund, Land Baden-Württemberg,
Stadt Ulm) teil, die maßgeblich an der Entstehung des Museums mitwirken,
Vertreter der Landsmannschaften, ausländische Gäste und interessierte
Besucher.
In einer Ansprache, die sein Engagement für das DZM erkennen ließ,
nannte der Ulmer Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Werkstattausstellung
,,eine ungewöhnliche und außergewöhnliche Ausstellung".
Warum? Weil sich ein Museum gewöhnlich erst mit seiner Eröffnung
einem breiten Publikum vorstellt und weil volkstümliche Museen gewöhnlich
lokale Lebensweise und Geschichte darstellen. Das DZM jedoch gibt bereits
Einblick in seine Entstehung, und es stellt die Donauschwaben dar; deren
Vorfahren zwar etwas mit Ulm zu tun hatten, deren Geschichte als Donauschwaben
sich aber andernorts vollzog. Doch soll dieses Museum nicht nur ein Blick
zurück sein, sondern auch einer nach vorne. Das DZM soll - und das
entspricht donauschwäbischer Geschichte in Südosteuropa - ein
Ort der Begegnung werden, der Völker und Kulturen einander näher
bringt.
Dem Besucher der Werkstattausstellung vermittelte eingangs eine Diaschau
eine Vorstellung von dem, was an Umbauarbeiten geleistet wird, um das Reduit
in ein Museum zu verwandeln. Anschließend wurde er mit dem Konzept
des Museums vertraut gemacht wie Nutzung der Räumlichkeiten, vorgesehene
Themen, von denen uns vor allem das Thema ,,Bergbau und Industrie" Möglichkeiten
der Darstellung bietet. Eine große Tafel zeigte die Siedlungsgebiete
der Donauschwaben, auch wurde der Name erklärt, demnach ,,Donauschwaben"
eine in den zwanziger Jahren geprägte Bezeichnung für die Nachkommen
jener deutschen Siedler ist, welche die Habsburger im 18. und 19. Jh. im
Donauraum angesiedelt haben. Darauf, daß ,,donauschwäbisch"
nicht mit "bäuerlich" gleichzusetzen ist, wurde im letzten Teil der
Ausstellung hingewiesen, in dem Dias verschiedene von Deutschen bewohnte
Orte in Ungarn und Rumänien zeigten, darunter eine Reihe von Bildern
aus den Banater Bergorten.
Ein anderer Raum hatte "Ulm und die Donauschwaben" zum Thema. Das Modell
einer Ulmer Schachtel erinnerte an jene Flußschiffe, mit denen die
Ulmer den regelmäßigen Schiffsverkehr donauabwärts betrieben
und im l8. Jh. viele Siedler von Ulm, Regensburg oder Wien nach Südosteuropa
brachten. Einen Eindruck von der Anwerbung bekam der Besucher über
Kopfhörer vermittelt. In einem kurzen Hörspiel preist der Werber
auf dem Ulmer Marktplatz die Vergünstigungen, die Siedlungswilligen
gewährt werden. Der Text entstand nach authentischen Dokumenten. Ein
Pflug der Ulmer Firma Gebr. Eberhardt war hier ausgestellt, weil solche
Pflüge von vielen donauschwäbischen Bauern benutzt wurden. An
das jüngste Kapitel donauschwäbischer Geschichte erinnerte ein
Flüchtlingsausweis und eine Aussiedlerkiste, wie sie viele von uns
kennen.
Auch was der Museumsbesucher nie zu sehen bekommt, zeigte die Werkstattausstellung.
Inventarisieren, Restaurieren, Konservieren gehören zu den Arbeiten
eines Museums. Ein entsprechender Arbeitsplatz und die hier benutzten Gerätschaften
waren zu sehen. Ebenso Regale des Museumsdepots, in denen die gesammelten
Objekte, thematisch geordnet, gelagert sind, darunter Gießereierzeugnisse
aus Steierdorf, Grubenlampen aus Reschitz, eine Bergmannskleidung aus Dognatschka.
Gezeigt wurde auch eine Ausstellung, die ein Vertreter der ungarischen
Regierung mitgebracht hat: Opfer der kollektiven Vertreibung, eine historisch-volkstümliche
Dokumentation zum Gedenken an die Vertreibung der Ungarndeutschen vor 50
Jahren, ein Zeichen dafür, daß man sich nun auch in Osteuropa
den dunklen Kapiteln der eigenen Geschichte stellt.
Teilnehmer an einer Podiumsdiskussion über die ,,Länder Südosteuropas
und die Lage der deutschen Minderheiten: Geschichte, Gegenwart, Perspektiven"
waren Prof. Dr. Axel Azzola, Experte für die Minderheitenrechte und
Sachverständiger des Deutschen Bundestages. (Er unterstützt die
Arbeit des Forums in Ferdinandsberg, woher die Familie Azzola stammt.)
Prof. Dr. Horst Förster, Leiter des Instituts für donauschwäbische
Geschichte und Landeskunde, Jakob Dinges, Vorsitzender der Landsmannschaft
der Donauschwaben, Lorenz Kerner, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung
der Ungarndeutschen, und Prof. Dr. Paul Philippi, Landesvorsitzender des
Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Aufschlußreich
für uns war sein Beitrag über die Situation der Deutschen in
Rumänien. Ihre derzeitige Zahl wird offiziell mit 80.000 angegeben.
Philippi verglich ihre Lage mit ,,einem heruntergewirtschafteten Unternehmen",
das aber durch gezielte Hilfsmaßnahmen saniert werden kann. Daß
sowohl von deutscher Seite wie auch von seiten der südosteuropäischen
Staaten, in denen eine deutsche Minderheit lebt, Interesse an deren Fortbestand
besteht, machten alle Diskussionsteilnehmer deutlich.
Mit der Schriftstellerin Herta Müller, die aus ihrem neuen Roman
las und anschließend offen und ausführlich die Fragen der Zuhörer
beantwortete, und einem Orgelkonzert, das Dr. Franz Metz in der Ulmer Pauluskirche
gab, waren auch namhafte Banater Künstler vertreten.
Nicht unerwähnt bleiben sollen die kulinarischen köstlichkeiten
donauschwäbischer Küche, zubereitet und angeboten von den Frauen
donauschwäbischer Ortsverbände aus Ulm und Umgebung sowie der
Trachtenball, veranstaltet von der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Einige donauschwäbische Ortsverbände hatten Busfahrten zum
Besuch der Ausstellung organisiert. Auch Ulmer Bürger zeigten Interesse
an der Ausstellung und den Veranstaltungen des Begleitprogramms. Insgesamt
aber hätte man sich ein regeres Interesse der Landsmannschaften an
allen Veranstaltungen gewünscht, nachdem sie sich für die Entstehung
des Museums eingesetzt haben und zu den Trägern der Stiftung gehören.
Doch scheint man sich immer noch schwerzutun mit der donauschwäbischen
Einheit, was sicher darin seine Ursache hat, daß die Deutschen im
großen geographischen Raum der mittleren Donau in mehreren Siedlungsgebieten
lebten und leben. Und sie hatten im Laufe ihrer relativ kurzen und wechselvollen
Geschichte nie die Möglichkeit zu einem ,,Stamm" zusammenzuwachsen
wie z.B. die Siebenbürger Sachsen. Es ist daher sinnvoll, von donauschwäbischen
Regionalgruppen zu sprechen, deren Geschichte eine Reihe von Gemeinsamkeiten
aufweist, die eine Darstellung in einem Zentralmuseum durchaus als begründet
erscheinen lassen. Allerdings müssen auch die Unterschiede berücksichtigt
werden, denn solche gab und gibt es. So z.B. führte die soziale Lage
der Arbeiter des Banater Berglands am Anfang des 20. Jh. zur Entstehung
einer sozialdemokratisch orientierten Arbeiterbewegung, während die
Banater Bauern als Bodenbesitzer eher konservativ eingestellt waren. Nach
dem Zweiten Weltkrieg behandelte Jugoslawien seine deutsche Minderheit
anders als Rumänien. Während im kommunistischen Ungarn die Deutschen
weitgehend assimiliert waren, bot Rumänien ihnen die Möglichkeiten,
ihre kulturelle Identität zu bewahren. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
müssen in ihrem jeweiligen Kontext transparent gemacht werden. Nur
dann werden sich alle Deutschen dieses Siedlungsraumes vorbehaltlos mit
dem DZM identifizieren können.
Ein zusätzliches Problem dürften auch bestimmte Erwartungen
sein, die in das DZM gesetzt werden. So war zu hören, jeder Donauschwabe
soll nach einem Besuch im Museum sagen können, ich war daheim. Doch
wird damit etwas gefordert, was nicht Sinn und Ziel eines donauschwäbischen
Zentralmuseums sein kann. Zumal es doch dafür seit Jahren liebevoll
eingerichtete Heimatstuben gibt.
Von einem Museum müssen wir daher mehr und anderes erwarten. Warum
unsere Vorfahren einst ihre Heimat in Mitteleuropa verließen, wie
sie sich allmählich in Südosteuropa eine neue Heimat schufen,
womit sie zur wirtschaftlichen sozialen, kulturellen Entwicklung ihrer
jeweiligen Lebensräume beigetragen haben, warum wir die Heimat verloren
haben, auf solche Fragen sollte das DZM differenzierte Antworten geben.
Und auch darauf, welch brauchbare Erfahrungen für das Zusammenleben
verschiedener Völker unsere Geschichte lieferte: ein Blick zurück
als Anregung für die Gestaltung der Zukunft unserer Nachkommen in
einem gemeinsamen Europa. Daß das Donauschwäbische Zentralmuseum
in Ulm einiges in dieser Richtung leisten kann, das hat die Werkstattausstellung
erkennen lassen. Und darum sollten wir alle, die wir siedlungsgeschichtlich
dem ,,Neustamm" der Donauschwaben angehören, - ganz gleich, ob wir
uns nun Donauschwaben oder Ungarndeutsche, Banater Schwaben oder Sathmarer
Schwaben, Banater Berglanddeutsche oder Donaudeutsche nennen, die
Chance nutzen, die uns das Donau-schwäbische Zentralmuseum bietet
und die Arbeit des Aufbaustabes nach Kräften unterstützen, denn
nur dann - das muß uns allen klar sein - kann das Donauschwäbische
Zentralmuseum in Ulm letztlich ein Gewinn für alle an seiner Entstehung
Beteiligten
werden.Herta Drozdik-Drexler
Strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft des Banater Montangebietes
1. Das Zeitalter der Nichteisenerze (18. u. 1. Hälfte des 19. Jh.)
Nachdem das Banater Bergland in den Besitz der Wiener Hofkammer gelangt
war, begann man mit der Ausbeutung der Nichteisenerze. Kupfer vor allem,
aber auch Silber, Blei und Gold wurden gewonnen. Die wichtigsten Kupferbergwerke
waren in Dognatschka, Orawitz, Saska und Bosniak oder Neu-Moldowa. Auch
Eisenerz wurde abgebaut, u.zw. bei Eisenstein. Es wurde im Eisenwerk Bokschan
bearbeitet und nach 1771 im Eisenwerk Reschitz. Aber es spielte anfangs
im Vergleich zu Kupfer keine große Rolle. Die Verwaltung der Bergwerke
oblag vier Bergämtern. Sie wurden eingerichtet in Orawitz, Bokschan,
dessen Rolle später Reschitz übernahm, Dognatschka und Saska,
das 1877 aufgelöst und der ,,Verwaltung" (wie die Ämter in der
StEG-Zeit genannt wurden) Neu-Moldowa zugeteilt wurde. Die Bergämter
standen unter der Leitung des 1723 gegründeten k.k. Oberbergamtes,
welches als solches, später unter der Bezeichnung Banater Bergdirektion,
mit kaum nennenswerten Unterbrechungen bis 1856 bestand, zeitweilig seinen
Sitz in Temeswar hatte, die meiste Zeit aber in Orawitz. In der Regel wurde
das Kupfer in den Orten, wo das Erz abgebaut wurde, auch verhüttet.
Es entstehen Kupfer-und Bleihütten, nur in Bokschan wird ursprünglich
ein Eisenwerk gebaut. Die Kupferproduktion erreichte jährlich zwischen
2000 - 3000 Zentner Sie wurde im 18. Jh. überwiegend von Gewerken
betrieben, eine Form von Privatunternehmen. Einen Teil des erzeugten Kupfers
kaufte der Wiener Hof den Gewerken ab, ließ es weiterverarbeiten
und verkaufte dann die Fertigerzeugnisse in eigener Regie. Das Kupfer,
das nicht nach Österreich verkauft wurde, bearbeitete man in den Banater
Bergstädten.
Es ist für uns heute nicht so wichtig, wieviel Kupfer erzeugt
wurde. Wichtig scheint mir, darauf hinzuweisen, wie die Entwicklung der
Banater Industrie begann. Zum Unterschied von den Anfängen der industriellen
Entwicklung in den westeuropäischen Ländern ging die Banater
Industrie nicht aus der natürlichen Entwicklung des Landes hervor,
sondern sie wurde von oben und von außen implantiert. Sie wurde von
der merkantilistischen Politik des Hauses Habsburg gefördert, von
Fachleuten aus dem Reich konzipiert und von Kolonisten aus dem Reich und
einheimischen Bewohnern konkret aufgebaut. Diese Implantation hatte den
Vorteil, daß im Banater Bergland die Entwicklungsetappen des Westens
und Zentraleuropas nicht noch einmal durchgemacht werden mußten.
Die industriellen Anlagen wurden auf dem technischen Niveau der Industriegebiete
des Reiches gebaut. Mit mehr oder weniger Erfolg hat diese Industrie bis
um die Mitte des 19. Jh. überlebt.
2. Das Zeitalter der Kohle und des Eisens (2. Hälfte d. 19. Jh.)
Der Aufschwung der Eisenhüttenindustrie beginnt erst um die Mitte
des 19. Jh., nicht nur im Banat, sondern auch in den entwickelten westeuropäischen
Ländern. Bis dahin war die Eisenhüttenindustrie in großem
Maße von der Kriegsrüstung abhängig. ,,Das Roheisen ist
im 18. Jh. Kanonenroheisen", so Fernand Braudel in seiner ,,Grammatik der
Zivilisationen". Dasselbe gilt auch für die Eisenwerke Bokschan und
Reschitza. Bis zum Beginn des Eisenbahnbaus gab es auch im Westen Europas
kein ernsthaftes Interesse an der Entwicklung des Eisenhüttenwesens.
Nur so erklärt sich die Tatsache, daß man, obwohl man im Westen
Europas bzw. in England technisch schon seit dem 17. Jh. imstande war,
Roheisen mit Hilfe von Koks zu erzeugen, das nicht getan hat, sondern bis
spät ins 19. Jh. die Holzkohle bei der Erzeugung von Roheisen verwendet
wurde. In Dognatschka hat man noch im Jahre 1869 einen Holzkohlenhochofen
gebaut.
Die rapide Entwicklung des Eisenbahnnetzes im vierten Jahrzehnt des
19. Jh. im Westen Europas ändert diese Situation grundsätzlich.
Der damit verbundene Bedarf an Roheisen, Eisen und Stahl ist der Auslöser
einer radikalen Änderung, was das Eisenhüttenwesen betrifft.
Dieser Prozeß, in England eingeleitet, wiederholt sich kurze Zeit
später im zentraleuropäischen Raum bzw. in der Habsburger Monarchie,
wo um die Mitte des Jahrhunderts der Bau von Eisenbahnlinien einen großen
Aufschwung nimmt. Dies hat seine Auswirkungen auch auf das Banater Bergland,
denn durch die Gründung der K.K. Österr. Privaten Staatseisenbahngesellschaft
und die Konzessionierung der österreichischen Staatsbahnen an diese
tritt das Banater Bergland ebenfalls in den ,,Klub" der Industrieregionen
ein. Für den südosteuropäischen Raum wird seine Stellung
eine führende. Die StEG, eine Gründung der Banken S.G.
Sina, Arnstein&Eskeles aus Wien und der Sodete generale de credit mobilier
de Paris (Gesellschafter sind die Barone Georg Sina, Daniel Eskeles, Isac
Pereire und der Prinz Rafael Galliera) kauft im Jahre 1855 vom österreichischen
Staat unter anderen auch die Banater Bergwerke, Domänen, Hüttenwerke
und Eisenbahnlinien (im Bau oder zu bauende). Durch den Vertrag vom 1.
Januar 1855 und den darauffolgenden konkreten Übergabeprotokollen
übernimmt die StEG im Banat die Bergwerke, Schmelzhütten und
Kupferhammer von Orawitza-Tschiklowa, die Kupfer-, Silber-, Blei-, Zink-
und Eisenbergwerke sowie die Schmelzhütten von Dognatschka, die Kupfer-
und Eisenbergwerke und die Schmelzhütte von Saska, die Steinkohlengruben
von Doman und Sekul, die Kupferbergwerke und die Kupferschmelzhütte
von Neu Moldowa, die Steinkohlenbergwerke von Steierdorf-Anina, das Eisenwerk
Reschitz und den Eisenhammer von Franzdorf, das Eisenwerk und den Kupferhammer
von Bokschan, den Eisenhammer von Gladna, die Eisengruben von Eisenstein
und Slamina und die Domänen mit einer Gesamtfläche von 130.083,400
ha. Davon waren 42.577,710 ha Ackerboden und 87.505,690 ha Wald. Auf ihren
Domänen hat die Gesellschaft auch die feudalen (allodialen) Rechte
über ihre acht Bergämter übernommen: Neu-Moldowa, Deutsch-Saska,
Deutsch-Orawitz, Steierdorf, Dognatschka, Deutsch-Bokschan, Deutsch-Gladna
mit den dazugehörenden montanistischen Gemeinden sowie mit 51 urbarialen
(bäuerlichen) Gemeinden. Für die gesamten Banater Werke, Forste
und Domänen hat die StEG dem Ärar 11.123,045 Florin (Gulden)
und 89 Kreuzer bezahlt.
Die Generaldirektion der Gesellschaft war in Wien. Seit 1882 gab es
auch eine Direktion in Budapest. Ubrigens änderte sich damit auch
der Name der Gesellschaft in K.K. Priv. ÖsterreichischUngarische Staats-Eisenbahngesellschaft.
Es folgt eine Periode der großen Investitionen, der Neuorganisierung
der Produktion, des Einführens von technischen Neuerungen. Grundlage
der unternehmerischen Tätigkeit sind auch hier Kohle und Eisen. Die
Kohle von Steierdorf, Doman und Sekul und das Eisen von Eisenstein werden
in den Eisenwerken von Reschitz, Bokschan, Dognatschka und später
auch Anina verwendet und verarbeitet. Erzeugt werden verschiedene Sorten
von Roh-, Gußeisen und Stahl. Aus diesen primären Produkten
werden dann Eisenbahnschienen und Brücken gebaut. Gleichzeitig sinkt
die Rolle der Ausbeutung und Bearbeitung der Nichteisenerze.
In nur zwei Jahrzehnten erweitert die StEG ihre Anlagen im Banat, indem sie hier folgende ,,Etablissements" errichtet: eine Schwefelsäurefabrik in Neu-Moldowa, das Eisenwerk Anina, die Mineral- Destillationshütte in Steierdorf, die Paraffin-Fabrik in Orawitz, die Eisenhütte in Dognatschka, die Kunstmahlmühlen in Orawitz und Bokschan, die Kalk- und Zementfabrik in Orawitz, den Kalk-Ringofen bei Kraschowa, die Kalk- und Ziegelöfen in Roman-Bokschan, die Montangebirgsbahn Orawitza-Anina, die schmalspurige Montanbahn Morawitza-Reschitza-Sekul u.a.
Fortsetzung folgt
Der Autor ist Historiker am Museum des Montangebietes Reschitz
Lage, Flurnamen, Bevölkerung
Orawitz liegt auf einer Seehöhe von 253 m über dem adriatischen
Meeresspiegel, geographisch auf dem nördlichen Breitengrad 45,5 und
auf der östlichen Länge von 39,2.
Montan-Orawitz liegt in einem fünf Kilometer langen, sehr schmalen
Waldtal, welches von Nordost nach Südwest verläuft. Dieses Waldtal
wird südlich von Bergen begrenzt: Dealul Mare, Prater, Wadarna, Cololia
(502 m), Simeon (902 m), östlich Lup mit dem ehemaligen Kurort Marilla
(704 m) und nördlich Große Tilfa (800 m) und Kleine Tilfa (674
m). Die Flur- und Hügelnamen sind folgende: Mühlköpfl, Steinisch-
bzw. Roter Riegel, Koschowitz, Kreuzwiese, Mariatroster Graben, Rakowitz,
Hollerwiese, Königsegg, Prisaka, Marillatal, Schindergraben,
Pulferturmer Graben und Gemeindewald. Durch das Orawitz-Tal fließt
nach Südwesten der Lisavabach, welcher bis 1945 zwei umfangreiche
Teiche speiste, die ehedem der Kupferverhüttung gedient haben. Die
15 km westlich und 22 km südlich von Orawitz fließenden Flüsse
Karasch und Nera ergießen sich in die Donau.
Die Bezeichnung Orawitz wurde bei der Besiedelung im frühen 18.Jh.
von dem dort schon bestehenden Walachendorf übernommen und dürfte
slawischen Ursprungs sein. Die Nachbargemeinde des Ansitzes ,,Derer von
Roda" in Slawonien trägt einen ähnlichen Ortsnamen: Ohorawitz.
Bis jetzt nachweisbar geht die deutsche Siedlung auf das Jahr 1717
zurück. Laut Kallanek, Karl Erdély, Dr. R. Kaindl und meinen
Nachforschungen dürfte der Beginn der deutschen Bergwerkstätigkeit
durch Tiroler Bergknappen jedoch schon für 1703 anzusetzen sein.
Orawitz besteht in seinem deutschen Teil, Montan-Orawitz geheißen,
aus einer Hauptgasse, zwei parallel laufenden Nebengassen und aus mehreren
Berggassen, welche mit Ausnahme des Friedhof- und Kalvarienberges alle
auf der nördlichen Hangseite liegen. In der ungarischen und hernach
in der rumänischen Verwaltungszeit haben die Straßenbenennungen
jeweils gewechselt, daher werden hier die alten, heute noch gebrauchten
deutschen Namen angegeben: Hauptgasse, Witwengasse, Hintere Gasse, Schmelzgraben,
Pischlberg, Goldschurf, Gabel (Gabriel), Kirchenberg, Klosterberg, Pulferturm
(althergebrachte Schreibweise), Rosenberg, Kochlöffelberg (Spektakelberg),
Neuer Fahrtweg, Kies, Kreuzwiese, Stempelberg, Schindergraben, Fuhrwesen,
Kneipweg, Kalvarienberg, Eselweg und das rumänische Ogasch, welches
vorwiegend von 1740 aus der Kleinen Walachei geflüchteten Tzaranen
oder Bufanen bewohnt wird. Ein Teil dieser Bufanen bewohnt auch das Fuhrwesen
beim Großen Teich in Orawitz.
Bergstadt und Verwaltungszentrum
Orawitz war von Anbeginn als habsburgisches Krongut Zentrum der Banater
Kupferproduktion sowie Sitz des Oberbergamtes und der Berggerichtsbarkeit
nach der Maximilianischen Bergordnung. Werk und Siedlung unterstanden bis
1779 der Werschetzer Distriktverwaltung. In den zeitweise 80 Gruben, davon
ein Drittel Hoffnungsschläge, wurde Kupfererz gebrochen und in den
Hütten daraus das Silber geschieden, welches ausschließlich
der Karlsburger Münze zufloß.
Orawitz war im 18. Jh., insbesondere bis zum Türkenkrieg 1737/39,
der Mittelpunkt der Kupfererzeugung im Südosten. Das in Maidanpek,
südlich der Donau im Kreis Rudnik gebrochene Kupfererz wurde ebenfalls
in Orawitz verhüttet. Durch diese Banater Kupfererzeugung wurde die
Kupferproduktion Österreichs verdoppelt und die Monarchie errang damit
eine führende Stellung auf dem Weltmarkt im Zeitalter des Merkantilismus.
Die genannten Türkenkriege hemmten vorübergehend diese Entwicklung.
Das Oberbergamt in Orawitz war auch für die Goldwäschereien
an den Flüssen und Bächen des Krongutes zuständig.
Am Minischbach zwischen Bosowitsch und der Militärgrenze sowie am
Lisavabach in Orawitz, an den Flüssen Karasch und Nera waren Zigeuner
mit den Goldseifen beschäftigt. Die Kaiserin Maria Theresia ließ
ausschließlich zu diesem Zweck einen Zigeuerstamm aus der Moldau
nach Slatitza an die Nera umsiedeln. Zigeuner betrieben seit Alters her
das Goldwaschen an den Gewässern der Karpaten mit archaisch primitiven
Werkzeugen. Sie benützen hierzu nur ein Brett und ein Stück Leinwand
oder ein Lammfell.
Im Jahre 1845 erschloß das Orawitzer Gewerke ,,Horvath" mitten
im Ort den Golderbstollen des Königin-Elisabeth-Bergwerks mit einer
Jahresförderung von 100.000 fl Convertierungsmünze. Dieses Goldbergwerk
wurde mit sämtlichen anderen Banater Metall- bergwerken, mit Ausnahme
der Eisenbergwerke, 1872 eingestellt.
Orawitz blieb weiterhin Sitz der Oberverwaltung des Forstwesens und
der Domänen des Banater Montangebietes, welches 130.083 Hektar umfaßte
und am 1. Januar 1855 von der Wiener Hofkammer an die Privilegierte Österr.
Staatseisenbahn-Gesellschaft (StEG) zum Preis von über 11 Millionen
Florin in Gold überlassen worden war.
Orawitz war ab 1919 Bezirkssitz und Sitz der Verwaltung des Komitates
Karasch. Die Stadt beherbergte bis 1945 das Bezirksgericht, die Finanzdirektion,
die 1930 erbaute Präfektur sowie ein Gefängnis.
Die Stadt besitzt ein Elektrizitätswerk aus dem Jahre 1922, ein
Krankenhaus in der Nähe des Bahnhofs und ein Lungenheilsanatorium
auf der Marillahöhe des Lupberges an der Landstraße Orawitz-Bosowitsch.
Die Eisenbahnlinie Orawitz-Basiasch von 1847 ist die älteste Südungarns.
Sie wurde erbaut, um die in Steierdorf-Anina abgebaute Anthrazit-Steinkohle
zum Basiascher Donauhafen zu befördern. Die 33,8 km lange Eisenbahnstrecke
Orawitz-Steierdof-Anina ist eine technische Sehenswürdigkeit. Serpentinenartig
windet sich diese Eisenbahn die Berge hoch, durch 14 Tunnels und auf 7
Viadukten über Schluchten mit Speziallokomotiven einen Höhenunterschied
von 338 m bewältigend.
Kulturelles Leben
Während der staatlich ungarischen Verwaltung, äußerte
sich das Volksbewußtsein der deutschen Bevölkerung von Orawitz
nur privat und auf kulturellem Gebiet. Das Schulwesen muß auf Grund
der Magyarisierungsbestrebungen als Träger ethnischer Entfremdung
bezeichnet werden. Eine deutsche Schule gab es erst nach dem Ersten Weltkrieg
wieder. Bis 1945 besaß Orawitz ein Frauenkloster, dessen Schulschwestern
eine Mädchen-Elementarschule sowie ein Gymnasium unterhielten, ferner
gab es eine deutsche Knaben-Volksschule, ein rumänisches Mädchen-Gymnasium
und ein rumänisches Knaben-Lyzeum.
Die in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Werschetzer
Zeitungsverleger Juhus Wunder gegründete Wochenzeitung ,,Orawitzaer
Wochenblatt" wurde bis September 1944 von der Druckerei Josef Kaden in
Orawitz herausgegeben. Diese Zeitung stellt im besten Sinne eine Stadt-
und Komitats-Chronik dar. Montan-Orawitz besitzt das älteste, im Jahre
1817 eröffnete Theater Rumäniens. Und damals geruhten Kaiser
Franz und die Kaiserin Karoline-Auguste anläßlich ihres Besuches
in Orawitz zwei Vorstellungen beizuwohnen.
Orawitz war eines der Banater Dekanate. Der letzte Kreisdechant von
Orawitz war der zuletzt in Königsgnad (Tirol) als Seelsorger tätige
Pfarrer und Heimatforscher Karl Tribus, gebürtig aus Orawitz. Wegen
seiner zahlreichen außergewöhnlichen Marmordenkmäler war
der kath. Friedhof von Orawitz berühmt. Heute zerfällt er zusehends.
Unter kommunistischer Herrschaft
Am 14. September 1944 verließen zwei Drittel der deutschen Familien
die Stadt. Davon ließen sich mehr als die Hälfte in der Bundesrepublik
Deutschland, hauptsächlich in Niedersachsen, nieder, der Rest, soweit
noch am Leben, ist in Österreich, Mitteldeutschland und in Übersee.
Nach meinen Erhebungen aus dem Jahre 1975 lebten damals dort noch 294 Deutsche.
Davon waren 15 Kinder, von welchen nur 6 die 4-klassige deutsche Sektion
der Volksschule besuchten. Von den 279 Erwachsenen bekannte sich ein Teil
auf Grund sattsam bekannter Umstände nicht mehr zum Deutschtum. Es
gibt viele Mischehen, meistens mit rumänischen Ehepartnern. Eine kulturelle
Wirksamkeit der wenigen, noch in Orawitz lebenden Deutschen war nicht festzustellen.
Die Besitztümer der Deutschen, in der Regel Einfamilienhäuser,
wurden nicht enteignet, lediglich große Bauobjekte und Betriebsvermögen
in der Hauptgasse. Die Grundvermögen der geflüchteten Orawitzer
Landsleute wurden bis 1973 von der Stadt verwaltet und dann hauptsächlich
an Rumänen verkauft. Die noch zerstreut in Orawitz lebenden Deutschen
sind unterwandert von Rumänen aus allen Landesteilen, die in den dortigen
Uran-Bergwerken arbeiten.
Das am Fuße des Große-Tilfa-Berges gelegene Tal Königsegg,
benannt nach dem Präsidenten der Wiener Hofkammer des frühen
19. Jh., beherbergte nach 1740 eine Anzahl Kupfer- und Bleigruben. Hier
entdeckten russische Montansachverständige 1946 Uranium. In der Folgezeit
entstand in Königsegg unter dem Namen ,,Ciudanovita" das wohl ergiebigste
Uranabbaugebiet Südosteuropas. Über dieses hermetisch abgeschlossene
Sperrgebiet waren in den Jahren der kommunistischen Diktatur nur wenige
Nachrichten zu erhalten. Jedoch ließ sich an der ständig zunehmenden
Arbeiterbevölkerung auf den Umfang des Bergwerkes schließen.
Mit Ausnahme eines Ingenieurs waren in den Urangruben keine Deutschen aus
Orawitz beschäftigt.
,,Unmoralisches" aus Orawitz
Die Orawitzer Bürger gingen mit der Zeit. Um die Jahrhundertwende waren auch in Orawitz Kneipp-Kuren in Mode. Das scheint für manch einen ein Stein des Anstoßes gewesen zu sein. In dem Buch ,,Délkeleti képek" (Südost Bilder) von Frank Zoltán, erschienen 1900 in Orawitz, ist auf Seite 78 zu lesen: ,,Freilich weiß ich nicht, was... Frauen aus anderen Gegenden dazu sagen würden, wenn sie sehen könnten, wie lieblich und unbekümmert leicht hier deutsche Frauen ebenso wie die an Parkettböden gewöhnten jungen Mädchen vor den Augen und inmitten jener Männer ihre Kleider gelassen hochheben, die ihre Hosen ebenfalls hinaufstülpen, um ihre vorschriftsmäßigen abend- und morgendlichen Wassertretübungen zu verrichten. Nach den koketten Blicken der ersten Tage sollen auch wir glauben, daß dies bloß eine... Kur sei! Punktum! Ja, sie lassen sich in diesem Zustand, also nackt bis zum Knie, Gruppenaufnahmen anfertigen!"
Aus ,,Orawitzaer Wochenblatt", Weihnachten 1993, herausgegeben von Tibor Lichtfuss
Humoristisches
Jan Cornelius: Meine Kusine Sabine und der Hamster Hailli-Gailli
Max und seine Kusine Sabine verbringen die Ferien bei Oma und erleben
aufregende und lustige Abenteuer. So entstehen zwölf Geschichten voller
Witz und Spannung, die die Herzen kleiner und großer Leser erfreuen.
Ein Lesevergnügen für alle, die gerne lachen!
Den Autor, der aus Reschitz stammt, haben wir in Folge 71 unserer Verbandszeitung
vorgestellt. Die witzigen Illustrationen stammen aus der Feder des Wiener
Zeichners Klaus Pitter.
Das Taschebuch gibt's für nur 9,90 DM in jeder Buchhandlung zu
kaufen.
Künstlerisches
Franz Kumher, Irene Niedermaier, Karin Strey: Zeichen des Aufbruchs - Spuren des Abschieds
63 deutsche Künstler und Künstlerinnen, die allein ihre Herkunft
aus dem multinationalen und multikulturellen Raum Ostmittelund Südosteuropa
verbindet, werden in einem Kunstband vorgestellt, der im Verlag Südostdeutsches
Kulturwerk 1994 erschienen ist und für den Franz Kumher das Vorwort
verfaßt hat.
Von Realismus, Expressionismus und Surrealismus bis zu Konkreter Kunst
und Op-Art, von Architektur, Graphik, Malerei, Objektkunst und Plastik
bis zu Bühnenbild, Design, Glasmalerei, Kunst am Bau, Textilkunst
und Typographie reicht das Spektrum der hier zusammengeführten künstlerischen
Ausdrucksmöglichkeiten.
Jeder Künstler ist mit einem Werk vertreten. Dazu gibt es Informationen
über seinen künstlerischen Werdegang, über Schwerpunkte
seines Schaffens sowie über Ausstellungen und Ankäufe von öffentlicher
Hand. Beachtlich ist die Zahl der Künstlerinnen und Künstler,
die aus Rumänien stammen, auch solche, die im Banater Bergland geboren
wurden oder zeitweise dort gelebt haben, finden sich in dem Band, angefangen
mit Adolf Humborg (geb. 1847 in Orawitz, gest. 1921 in München), einem
bekannten Maler des Biedermeier, ferner Viktor Stürmer (geb. 1914
in Karansebesch), Hildegard Klepper-Paar (geb. 1932 in Orschowa), Friedrich
Schreiber (geb. 1936), der seine Kindheit in Reschitz verbracht hat, und
Helmut Scheibling (geb. 1940), der in den 60er und 70er Jahren als Kunsterzieher
in Reschitz tätig war und dort seine erste Ausstellung hatte. Natürlich
sind auch die bekannten Banater Maler Stefan Jäger und Franz Ferch
vertreten.
Der liebevoll gestaltete Band im Großformat ist ein Augenschmaus,
nicht nur für Kunstliebhaber.
Bezug über:
HEROLD Druck- und Verlags-GmbH, Kolpingring 4, 82041 Oberhaching b.
München,
Tel.: 089/61 3871-15, Fax: 089/61 3871-20.
Nachdenkliches
Kristiane Kondrat: Abstufungen dreier Nuancen von Grau
Es ist Kristiane Kondrats erster Roman. Er wurde auf der diesjährigen
Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Kristiane Kondrat ist das Pseudonym,
unter dem Aloisia Bohn-Fabri bereits Erzählungen und Gedichte veröffentlicht
hat. Ihre journalistischen Arbeiten -sie sind im Feuilleton der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung erschienen - zeichnet
sie mit Aloisia Bohn. Die Schriftstellerin ist 1938 in Reschitz geboren,
hat dort Kindheit und Jugend verbracht und nach dem Studium der Germanistik
und Rumänistik in Temeswar als Journalistin bei der ,,Wahrheit" (später
,,Neue Banater Zeitung") gearbeitet. Seit 1973 lebt sie in der Bundesrepublik.
Unter ihren ersten Erzählungen, die in dem inzwischen vergriffenen
Band ,,Vogelkirschen" erschienen sind, finden sich mehrere, die ihren Ursprung
in Kindheitserlebnissen haben. Eine dieser Erzählungen "Franzi-Onkel
und die Quellen des Nils" konnten wir mit freundlicher Erlaubnis der Autorin
in Folge 75, 76 veröffentlichen.
,,Abstufungen dreier Nuancen von Grau" ist ein Roman mit wenig äußerer
Handlung. Nach einem Unfall liegt eine junge Frau, die Ich-Erzählerin,
im Krankenhaus. Während des unfreiwilligen Aufenthaltes dort hat sie
Zeit, sich an Vergangenes zu erinnern, die Menschen um sich herum zu beobachten,
nachzudenken über sich und von ihr Erlebtes, über Menschen, denen
sie in den verschiedenen Zeitabschnitten ihres Lebens begegnet ist. Davon
lebt der Roman. Gegenwärtiges erinnert an Vergangenes, unterschiedliche
Zeitebenen werden zu sich ständig verschiebenden Parallellen An der
Wand des Krankenzimmers hängt ein Gekreuzigter. Er weckt Erinnerungen
an Kirchenbesuche in der Kindheit, an kind liches Gottvertrauen, das von
der Frau reflektiert wird. Und diese Reflexionen führen zurück
in die Gegenwart. Wir erfahren etwas über den Kran kenhausalltag der
Patientin, über den Prozeß der Genesung, zu der sie sich geradezu
zwingt, indem sie, noch auf Krücken gestützt, das Krankenhaus
ohne Erlaubnis verläßt, um den Hügel am Stadtrand zu erreichen.
Der mühsame Weg dahin ist Flucht und Befreiung zugleich. Flucht
vor den Ängsten der Vergangenheit, den Ängsten des Lebens in
einer Diktatur, Ängste, die bis in die Gegenwart nachwirken und von
denen sie sich erst befreit fühlt, als sie ihr Ziel erreicht hat.
,,Weiß ohne Schatten..." , mit diesen Worten beginnt der
Roman -Erinnerungen an die Unbeschwertheit früher Kindheitstage. Dazwischen
die ,,Nuancen von Grau" - all das, was ängstigt und unfrei macht.
Und am Ende - ,,so viele Arten von Weiß" - ,,Ich hätte nie gedacht,
... daß ich so frei sein kann."
,,Abstufungen dreier Nuancen von Grau" ist ein Buch, das nachdenklich
macht, bei dessen Lektüre man immer wieder innehält, weil man
in den poetischen Bildern plötzlich Vertrautes erkennt oder Befremdliches.
Beides regt zum Nachdenken an. Ein Buch für jene, für die Lesen
mehr ist als Unterhaltung, Entspannung.
Der Roman ist im Buchhandel erhältlich.
Historisches
Karl Ludwig Lupsiasca: Dieses von Natur aus reiche Land.
Eine Geschichte des Banater Berglands in der Zeitspanne 1718-1855 1718-1855,
das ist die Zeit, in der die Entwicklung der Bergorte im Banat von der
Wiener Hofkammer bestimmt wurde. Die im Quellenverzeichnis angeführte
Bibliographie bezeugt den Fleiß des Autors, erinnert aber auch daran,
daß es bereits eine Reihe von Büchern zu diesem Thema gibt.
Somit liegt die Frage nahe: Was kann einen Autor dazu veranlassen, dieser
Reihe ein eigenes Buch hinzuzufügen? Rudolf Gräf gibt darauf
im Vorwort eine ausführliche Antwort. Auf eine Feststellung, die jeder,
der sich für Geschichte interessiert, gemacht haben dürfte, sei
bereits an dieser Steiler hingewiesen, nämlich daß kein Geschichtsbuch
alle
Fragen beantwortet, daß jeder Autor historisches Geschehen aus
einer anderen Perspektive betrachtet und bewertet. Und je mehr man sich
in die Geschichte eines Ortes, eines Landes, einer Epoche vertieft, um
so mehr reizt es, eigene Antworten auf Fragen zu suchen und zu finden.
Karl Ludwig Lupsiasca beschäftigt sich seit Jahren mit der Industriegeschichte
des Banater Berglands. Das Buch ist nicht seine erste Veröffentlichung
dazu, aber es ist seine bisher umfangreichste. Zwei Eigenschaften sind
in diesem Buch eine geglückte Symbiose eingegangen: Zur Sachlichkeit
des an Präzisionsarbeit gewohnten Ingenieurs gesellt sich die in einem
Berufsleben gewachsene Verbundenheit mit dem Objekt seiner historischen
Studien. Dem sachlichen Blick auf die Fakten ist es zu verdanken, daß
sich kein Hang zu irgendeinem der vielen -ismen ausmachen läßt,
denen es weniger um Aufklärung, um Erhellung historischer Prozesse
geht, sondern allzu oft darum, Geschichte, mehr oder weniger verdeckt,
als Instrument politischer Indoktrination einzusetzen. In der emotionalen
Bindung an das Banater Bergland dürfte die ungewöhnliche Form
des Buches ihren Ursprung haben.
Sie kündigt sich schon im Titel an (Dieses von Natur aus reiche
Land), der eher an Literatur erinnert, denn an Wissenschaft. Und so hält
der Autor es auch mit den Kapitelüberschriften. Hierzu einige Beispiele:
Wie wir aus denen einkommende Nachrichten gnedigst abnehmen haben können
oder Des Wassers und des Feuers Kraft oder Eahnere Häuser haben's
z'sammbrennt.
Unter solchen Überschriften erwartet man Geschichten, nicht Geschichte.
Und doch ist das Buch primär ein Geschichtsbuch. Es bietet eine Fülle
historischer Fakten, aber es erzählt auch Geschichten, die mit diesen
Fakten etwas zu tun haben. Die Titel sind Zitate, oft historischen Quellen
entnommen (Briefen, Protokollen etc.), was die altertümliche Sprache
der ersten Überschriften unschwer erkennen läßt. Sie verleihen
dem Buch jenen Hauch von Poesie, haben aber den Nachteil, daß sie
die Benutzung des Buches als Nachschlagwerk erheblich erschweren, während
der Inhalt des Buches eine solche Nutzung geradezu anbietet. Mit einem
Titel wie Die Nomina Franziskus und Josephus beigelegt dürfte der
in Heimatgeschichte einigermaßen bewanderte Leser zurechtkommen,
denn er weiß, daß dies die Namen der 1771 in Reschitz errichteten
Hochöfen sind. Aber solche Titel sind eine Ausnahme. Daß sich
unter einem Titel wie Aus der Finsternis, in der er vergraben liegt ein
interessantes Kapitel über die Goldgewinnung im Banat findet, dürfte
selbst ein Historiker kaum vermuten. Zwar findet sich am Ende des Buches
ein umfangreiches Orts- und Namensverzeichnis, doch kann dieses natürlich
keinen Hinweis auf den inhaltlichen Zusammenhang geben, in dem der Orts-
bzw. Personenname steht. Eine gute Übersicht bietet die ,,Zeittafel
zur Ansiedlung des Banater Berg lands".
Die Arbeit ist vom Autor wohl bewußt eher als Lesebuch konzipiert,
denn als wissenschaftliche Studie, daher auch die poetischen Kapitelüberschriften.
Und so liest es sich auch: nie langweilig, oft spannend, aber nicht immer
leicht, nicht zuletzt wegen der vielen historischen und technischen Details.
Hat der Leser jedoch Interesse am Stoff, ist die Lektüre des Buches
zweifellos ein großer Gewinn, denn es bietet viel Wissenswertes über
die Geschichte des Banater Berglands in einer bestimmten Epoche, viele
für jeden Lokalpatrioten interessante Informationen über jeden
der Bergorte, und das auf eine Art, die etwas vom Zeitgeist jener Epoche
vermittelt. Für das Buch ein Plus an Authentizität.
Das Buch wird während des Heimattreftens 1998 in Attendorn zum
Kauf angeboten. Es kann aber auch schon jetzt bestellt werden bei:
Hans Wania, Tel. 089/ 67 023 81. Der Preis beträgt 20 DM (+ Versandkosten).
Autobiographisches
Heinrich Lauer: Kleiner Schwab - Großer Krieg
Für seinen Roman über die Flucht der Deutschen aus einem banatschwäbischen
Dorf im Spätsommer 1944 erhält H. Lauer am 5. Dezember den Donauschwäbischen
Kulturpreis der Stiftung des Landes Baden Württemberg.
Den lesenswerten Roman haben wir in Folge 67 vorgestellt. Er kann bestellt
werden bei:
H. Lauer, Stanigplatz 4, 80933 München, Tel. 089 /314 68 05.
10 Jahre Kultur- und Erwachsenenbildungsverein ,,Deutsche Vortragsreihe Reschitza"
Die diesjährige deutsche Kulturdekade bot den adäquaten Rahmen für die Jubiläumsfeier des Vereins, der in den Jahren seit der Wende zum Motor des deutschen Kulturlebens im Banater Bergland geworden ist. Zehn Tage lang wurde mit einem abwechslungsreien Programm in allen Berglandorten, in denen Deutsche leben gefeiert. Den großen Aufwand an Veranstaltungen, der dieses Jahr in Reschitz betrieben wurde, honorierten die zahlreichen Teilnehmer, die bei den Feierlichkeiten in der Bersaustadt teilnahmen.
Eröffnet wurde die Dekade im kleineren Kreise im Foyer des Kreismuseums, wo eine Ausstellung die zehnjährige Entwicklung des Vereins nachvollziehbar machte ,,von der mühsam und widerwillig tolerierten Initiative im Herbst 1987... bis zum Dreh- und Angelpunkt des Südbanater Kulturlebens, als den man ohne Übertreibung den Verein heute bezeichnen kann", wie Werner Kremm in der ,,Banater Zeitung" schreibt. Die Vereinsgeschichte von den Schwierigkeiten des Anfangs bis hin zu den Erfolgen der letzten Jahre zeichnet auch ein Buch nach, das der damalige und heutige Leiter des Vereins, Erwin Josef Tigla, unter dem Titel ,,Im Banater Bergland" herausgegeben hat. Das Buch wurde anläßlich der Eröffnungsfeier vorgestellt. Ebenso ein zweites, ein Lesebuch zur Geschichte des Banater Berglands zwischen 1718-1855, das Dipl. Ing. Karl Ludwig Lupsiasca nach reichlichem Quellenstudium mit viel Sinn für relevante Details erarbeitet und für das er den poetischen Titel ,,Dieses von Natur aus reiche Land" gewählt hat. (siehe auch Buchtips!) Gäste aus dem In- und Ausland waren anwesend, aus Österreich (allein aus der Steiermark zwei Busse) und Deutschland (etliche ausgesiedelte Reschitzaer), auch Honoratioren wie der österreichische Botschafter Dr. Paul Ullmann, der zum Leidwesen der Bergländer, deren Sympathie er sich durch sein Engagement in dieser Region erworben hat, zum letzten Mal als Vertreter seines Landes in Reschitz weilte, Bürgermeister Mircea Popa, der in seiner ganzen Amtszeit stets hinter dem Verein stand, und der Präsident des Kreisrates Karasch-Severin, Sorin Frunzaverde, der aussprach, warum man heute von offizieller Seite die Aktivitäten des Vereins mit Wohlwollen begleitet: ,,Wir werden jederzeit, auch materiell, solcherart Initiativen fördern und unterstützen, die der europäischen Integration dienen und dem guten Zusammenleben vor Ort." So sang denn auch die Frauensinggruppe des Vereins - ganz im Sinne dieser Worte - gleich drei Hymnen: die rumänische, die des Banater Berglandes und die der Steiermark.
Im vollbesetzten Saal des Kulturhauses war dann am Samstag Nachmittag die große Eröffnungsfeier mit einem dreieinhalbstündigen Festprogramm. Tanzgruppen aus Reschitz, Ferdinandsberg, Dognatschka, Bokschan, Steierdorf und Orschowa boten deutsche Volkstänze, auch eine rumänische Tanzgruppe war dabei. Der Orawitzer Kirchenchor sang Volkslieder, die Steierdorfer hatten eine zünftige Blasmusik mitgebracht. Karansebesch, das 1998 die Kulturdekade eröffnen wird, war mit einer Jugendgruppe vertreten. ,,In den Grußworten wurden neben viel Selbstdarstellung auch gescheite Worte über den Verein, über seine regionale, interethnische und überregionale, ja sogar grenzüberschreitende Wirkung gesagt. Daß dies Wirken im Sinne der europäischen Integration sei, wurde dem Verein von Politikern wie Freunden bescheinigt", schreibt Werner Kremm. Auch die Verleihung des "Stefan-Jäger-Preises" stand auf dem Programm. Er wird jährlich vom Verein Banatia verliehen, einem Verein für internationale Kooperation. Prof. Dr. Karl Singer, Vorsitzender des demokratischen Forums der Banater Deutschen, überreichte den diesjährigen Preis der Reschitzaer Lehrerin Yvonne Christa Demenyi. Der Preis ist mit 1,2 Millionen Lei dotiert.
Während der Kulturdekade wurde noch manches geboten: die Bücherausstellung ,,Die Steiermark grüßt das Banater Bergland", die als Spende des Alpenländischen Kulturverbandes Südmark zu Graz der Bibliothek ,,Alexander Tietz" überlassen wurde, ein Platzkonzert der Bergknappenkapelle Oberdorf-Bärnbach (Steiermark) im Reschitzer Stadtzentrum (Was ist eigentlich aus der Reschitzaer Werkskapelle geworden?), Ausstellungen mit Arbeiten von Anton Ferenschütz (Aquarelle), Jakob Neubauer(Holzschnitzereien), Gustav Hlinka (Gemälde), Werner Henn (Fotos), auch Autorenlesungen und Diavorträge gehörten zum Programm der Dekade. (Siehe dazu auch die folgenden Beiträge von Hans Wania und Werner Henn.) Nicht unerwähnt bleiben soll der Dia-Vortrag von Werner Henn, der seinen Worten (siehe sein Artikel ,,Heimat hier - Heimat dort" in unserer Verbandszeitung) auch Taten folgen ließ, und in seiner Geburtsstadt mit der Photoreportage ,,Reise durchs südliche Afrika" beim Publikum sehr gut ankam.
Eine besinnliche Veranstaltung: die Weihe des renovierten Fliegergrabes
Das sogenannte Flieger-Grab auf dem großen Friedhof von Reschitz
ist die letzte Ruhestätte von sieben deutschen Fliegern des Ersten
und Zweiten Weltkrieges, in einer Stadt, in welcher es keine Kriegshandlungen
gegeben hat, ein Ort, der an den Krieg erinnert. Das ,,Heldengrab", wie
man es auch nannte, wurde zum Anziehungspunkt für alle, welche einen
Angehörigen als Opfer des Krieges oder der Deportation beweinten,
ohne dessen Grab zu kennen. Da es Tote katholischen und protestantischen
Glaubens vereinte, war es seit Jahrzehnten auch ein Zeichen der Ökumene.
Vor etwa 40 Jahren ließ Msgr. Paul Lackner das Grab aus Mitteln
der röm.kath. Kirchengemeinde letztmals restaurieren. Es wurde seither
nur durch die Pflege einiger Reschitzer Bürger bescheiden instandgehalten.
Die Renovierung war dringend erforderlich.
Die vollkommene Erneuerung des Grabes wurde - auf Anregung von E. J.
Tigla - durch die Spenden des Österreichischen Schwarzen Kreuzes ermöglicht,
eines Vereins für Kriegsgräberfürsorge. Schüler der
Grazer Steinmetz-Berufsschule stellten die einzelnen Inschriftplatten her
und spendeten sie den Reschitzaern. Die feierliche Grabweihe vollzog Dechantpfarrer
Josef Csaba Pál, leider ohne den evangelischen Geistlichen von Reschitz.
In seiner Gedenkrede würdigte der Vertreter des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes die Bedeutung von Kriegsgräbern als Orte der Besinnung
und inneren Einkehr, als Mahnmal auf den Weg in die Zukunft, sie seien
nicht zur Verherrlichung der Kriege da, ,,wie manche das falsch deuten",
betonte er. Trotz strömenden Regens nahmen Ehrengäste, Vertreter
verschiedener Verbände sowie zahlreiche Bürger aus Reschitz an
der besinnlichen Feier teil, dankenswerter Weise auch Herr Dr. Uwe Zorn,
Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar. Für eine würdige
musikalische Umrahmung sorgte die Blaskapelle der Bergknappen aus Oberdorf-Bärnbach/Steiermark
mit dem Bergmannslied ,,Schon wieder tönt vom Schachte her" und dem
Lied vom toten Kameraden.
,,Hau ruck! Hau ruck! Jetzt ziegt's fest! Paß auf, er fallt uns
um! Bravo, er steht!" Applaus von den Zuschauern, Freude bei den Beteiligten,
die es geschafft hatten, den Kirchweihbaum aufzustellen. Es hatte einiger
Mühe bedurft und massiver Unterstützung von auswärts, denn
alleine hätten die Wolfsberger den riesigen Tannenbaumstamm niemals
aufstellen können.
Es sind nur noch wenige Wolfsberger übriggeblieben im Dorf. Leute
aus der Umgebung, Neugierige aus Österreich und Deutschland sowie
einige Weggezogene bilden heute die Mehrheit der Kirchweihfestbesucher.
Die paar Einheimischen verlieren sich unter den Nostalgietouristen. Auf
dem Ortsschild steht nun zwar neben Garina auch Wolfsberg, doch hört
man heute kaum noch Deutsch auf den Straßen, das Rumänische
ist allgegenwärtig. Und das war früher ganz anders.
Rückblick: Es war im Herbst 1977. In Wolfsberg herrschte Feiertagstimmung.
Vor der Schule standen Wolfsberger Madl in ihren Trachten, die Buam bereiteten
sich vor, den Kirchweihbaum aufzustellen, die Dorfmusikanten spielten einen
feierlichen Marsch. Zwischen die zahlreichen Wolfsberger mischten sich
einige Weidenthaler, Franzdorfer und Reschitzaer. Die Baseln standen, in
ihre gestickten Tücher eingewickelt, vor der Kirche, die Männer
versammelten sich vor Klaris Kneipe zum Frühschoppen. Alle warteten
auf den großen Augenblick, wenn die Prozession, geleitet vom Dorfpfarrer,
den Zug durchs Dorf beginnt. Die Wolfsberger strahlten mit der Herbstsonne
um die Wette. Wir, die Zeitungsschreiber vom ,,Neuen Weg", freuten uns
mit den Einheimischen, denn aus so einer Kirwa konnte man eine gute Story
machen.
Heute, zwanzig Jahre später, stehe ich einsam in der kalten, kristallklaren
Herbstluft und verfolge wehmütig die etwas gequälte Veranstaltung.
Ja, heute ist mehr Prominenz da als jemals zuvor. Der Bischof aus Temeswar
zelebriert die Messe, offizielle Vertreter Rumäniens, der Bundesrepublik,
Österreichs geben sich die Ehre, drei Fernsehteams und einige Hörfunkreporter
berichten von der Veranstaltung. Doch irgendwas fehlt.
Sind es vielleicht die Arader Musikanten in ihren blauen Eisenbahnuniformen,
oder ist es die Trachtengruppe aus Sathmar, vielleicht die schwäbischen
Jungs und Mädls oder die aus Tirgu Mures, die irgenwie nicht hierher
gehören? Sind es die vielen Fremden, die sich in die Prozession durchs
Dorf einreihen?
Nein, es kann einem Dorf nur guttun, wenn es Beachtung und Zuspruch
von anderen bekommt. Allerdings muß ein solcher Ort noch leben, und
das nicht nur an Wochenenden, zur Ferienzeit oder bei Feierlichkeiten.
Es fehlt das Dorfleben, die Dorfgemeinschaft mit ihrem Gemeinsinn und ihren
gewachsenen Traditionen, die das Charakteristische eines Ortes ausmachen.
Und das nicht nur in Wolfsberg.
Garina wird sicherlich dank der Touristen weiterleben. Wolfsberg hingegen
hängt nur noch an deren Tropf.Werner Henn