Die Redaktion bat Herrn Christian Glass, Leiter des Aufbaustabes, gebeten Fragen zur Aufbauarbeit und zum Konzept des Museums zu beantworten.
Herr Glass, wann wird das Donauschwäbische Zentralmuseum für Besucher geöffnet? Wie weit ist die Aufbauarbeit bisher gediehen?
Wir gehen davon aus, daß das Museum im Herbst 1999 eröffnet. Nach den jetzigen Planungen wird auf etwa 1500 qm die Geschichte der Donauschwaben vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart präsentiert. Wir haben ein grobes Raumkonzept erstellt; das in den nächsten Monaten noch detailliert werden muß. In diesem Zusammenhang wird dann auch die Auswahl der Exponate getroffen.
Wer ist für die Einrichtung des Museums zuständig?
Der Aufbaustab hat vor drei Jahren mit der Arbeit begonnen, und in wenigen Monaten wird sie beendet sein: Zum 1. Juli nimmt nämlich die Stiftung ihren Betrieb auf. Bis zu diesem Zeitpunkt, soll die Stelle des/der Museumsleiters/in und eines/r wissenschaftlichen Mitarbeiters/in besetzt werden, die dann für den weiteren Museumsaufbau verantwortlich sind. Beratend begleitet ein wissenschaftlicher Beirat den Aufbau des Museums. Ihm gehören an Prof. Förster, Geograph, als Leiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, der Historiker Prof. Schödl von der Humboldt Universität Berlin, Prof. Schwedt, Volkskundler an der Universität Mainz, Prof. Metzger, Leiter des Johannes-Künzig-Instituts in Freiburg, und Prof. Schäfer, Direktor des Hauses der Geschichte in Bonn.
Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "Donauschwäbisches Zentralmuseum im Aufbau" sprachen Sie vom modernen Konzept der Museumsgestaltung. Worin unterscheidet sich ein modernes Museum von einem herkömmlichen?
"Donauschwaben" ist in der Tat ein unscharfer Begriff; doch gibt es zu dieser übergreifenden Bezeichnung keine Alternative. Schließlich führt auch das Tübinger Institut als wissenschaftliche Einrichtung das Wort "donauschwäbisch" im Titel.
Träger des DZM ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts, deren Mitglieder der Bund, das Land Baden-Württemberg als Patenland der Donauschwaben, die Stadt Ulm und die donauschwäbische Landsmannschaft sind. Was bringen die einzelnen Mitglieder in die Stiftung ein?
Stadt Land und Bund teilen sich die Sanierungskosten in
Höhe von 11 Millionen Mark zuzüglich der museumsspezifischen
Einrichtung (zwei Millionen) und den jährlichen Betriebskosten, die
bei mehr als einer Million Mark liegen dürften. Im Gegenzug haben
sich die Landsmannschaften verpflichtet, Kulturgut in Form von Exponaten
in das Museum einzubringen.
Entscheidend für die Qualität eines Museums
ist letztlich die Anzahl, Vielfalt und musealer Wert bzw. Aussagekraft
der Exponate. Hat das DZM genügend Exponate? Welche Wünsche
sind diesbezüglich noch offen?
Als zentrale Einrichtung wollen wir natürlich weniger
die in den Heimatstuben "übrig gebliebenen" Objekte, sondern vor allem
kunsthistorisch wertvolle und aussagekräftige Exponate ausstellen.
Das Museum ist nur so gut, wie auch das Sammlungsgut ist, das wir von den
Landsmannschaften bekommen bzw. was wir selbst ankaufen. Im Bereich der
Arbeitsgeräte und Haushaltsgegenstände - z.B. Wurstspritzen und
Krauthafen - sind wir inzwischen recht gut sortiert. Wir haben auch schon
die Arbeitskluft eines Steigers aus Dognatschka sowie einige Grubenlampen.
Wir suchen aber noch Dokumente und Fotografien zur Industriearbeit und
zu den Organisationen der Arbeiterbewegung; auch Gegenstände aus der
Welt des Bergbaus und der Industriearbeit sowie Kunstobjekte nehmen wir
gerne auf.
Die Kulturgeschichte der Donauschwaben wird im DZM nicht regional, sondern thematisch gegliedert dargestellt. In welche der Themenbereiche könnten die Banater Berglanddeutschen einbezogen werden?
Wir haben eine Abteilung vorgesehen, die sowohl die Landwirtschaft als auch die Industriearbeit behandelt. Hier soll auch die Szenerie eines Industriebetriebes und eines Arbeitsplatzes untertage installiert werden. Die Objekte könnten aus dem Banater Bergland sein. Voraussetzung ist, daß wir weiterhin interessante Exponate in unseren Bestand aufnehmen können. Eine andere Abteilung, in der das Banater Bergland vorkommt sind Organisationen wie Vereine, Gewerkschaften und Parteien.
Welche Objekte aus dem Banater Bergland wären für das DZM interessant? Welche Informationen zu den Objekten benötigen Sie?
Neben den bereits genannten Objektgruppen suchen wir auch Textilien - nicht nur Festtagstrachten, sondern auch Alltags- und Arbeitskleidung. Handwerksgerät (möglichst vollständige Werkstattausrüstungen) und teilweise auch Mobiliar ist für uns ebenfalls von Interesse. Am besten ist es, wenn wir vorab Listen bekommen, aus denen hervorgeht, um welche Dinge es sich handelt. Was wir immer benötigen sind Hintergrundinformationen: Woher, aus welcher Zeit, von wem getragen bzw. genutzt, aus welchem Betrieb, soziale. Verhältnisse sowie die Geschichten die mit den Dingen zusammenhängen.
Die Geschichte der Donauschwaben ist - wie auch die Geschichte der Deutschen aus anderen Regionen Osteuropas - eine Art Bindeglied zwischen deutscher und europäischer Geschichte. Einerseits haben die Donauschwaben ihre Identität als Deutsche unter anderen auch über die Verbindung zu ihren Herkunftsländem Deutschland und Österreich bewahrt, andererseits ist ihr Wirken nicht ohne Einfluß auf die Regionen geblieben, in denen sie gelebt haben und leben. Wie kann das DZM diese wichtige Komponente donauschwäbischer Geschichte darstellen?
Das Donauschwäbische Zentralmuseum soll nicht nur ein Museum für Donauschwaben werden. Warum sollte und wie könnte das DZM ein breites Publikum, also auch Einheimische, hier Geborene für die Donauschwaben interessieren?
Natürlich ist das Museum auch und zuerst ein Museum für die Banater und Sathmarer Schwaben, für die Ungarndeutschen und die Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie alle und auch ihre Kinder und Enkel werden hier über die Geschichte ihrer Vorfahren, über Kultur und Lebensweise in den deutschen Siedlungsgebieten etwas erfahren und viele historische Exponate sehen können. Darüber hinaus ist das Museum aber auch eine Informationsquelle für jeden interessierten Bürger: Für Kinder und Schulklassen wird ein spezielles museumspädagogisches Programm erarbeitet; Erwachsene können sich über die Minderheitenproblematik am Beispiel der Donauschwaben informieren ein Thema, das in einem zusammenwachsenden Europa immer wichtiger wird. Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen, wozu das Museum ein geeignetes Medium ist. Denn die Museen haben nach wie vor eine große Anziehungskraft: Nach den jährlichen Erhebungen des Instituts für Museumskunde hält der Trend weiterhin an, daß in Deutschland mehr Menschen Museen als Fußballstadien besuchen.
Herr Glass, wir danken Ihnen für die ausführlichen und für unsere Leserinnen und Leser sicherlich informativen Antworten.
Helfen Sie mit, das Museum zu gestalten. Stellen Sie
Exponate zur Verfügung. Warum? Damit ein
Museum in der neuen Heimat an unser Wirken in der alten Heimat erinnert.
Damit auch unsere Kinder und Kindeskinder, die in Deutschland aufwachsenden
und die hier geborenen, sich auf anschauliche Weise über unsere Geschichte
informieren können. Wer helfen kann und möchte, wende sich an:
Herta Drozdik-Drexler (schriftlich, telefonisch ober beim Heimattreffen
in Attendorn) oder direkt an Christian Glass vom DZM, Telefon: 0731 - 161-6538,
Fax: 0731161-1618.
Zurück zur Übersicht