Nachrichten aus dem Banater Bergland

Gedenken an die Rußlanddeportierten in Reschitz


An die hundert einstige Rußlanddeportierte und Angehörige folgten der Einladung des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen und versammelten sich am Nachmittag des 15. Januar am Denkmal zur Erinnerung an die Deportation beim Kulturhaus zu einer kleinen Gedenkfeier. Eine sehr persönliche, nachdenkliche und ergreifende Rede hielt der neue evangelische Pfarrer für das südliche Banat, Manfred Krüger, der erst vor wenigen Tagen sein Amt in Reschitz angetreten hatte. Er erinnerte an die Ursachen des Elends, die in diesem GedenkmesseJahrhundert Europa in Schutt und Asche gelegt haben und Millionen Menschen ins Verderben trieben. Diese Untaten sollen nicht vergessen und nicht verdrängt werden um einer besseren Welt willen, die wir alle zusammen gestalten wollen und müssen. Seine zentrale Botschaft  war: Verständigung und Versöhnung im Geiste des Friedens. Anschließend sprach Ignaz Bernhard Fischer, der Vorsitzende des Vereins der Rußlanddeportierten aus Rumänien. Zum Abschluß der Veranstaltung zelebrierten die beiden Reschitzer Kapläne Görgy Laszlo und Joseph Altmann eine Messe vor dem mit Tannenkranz und Kerzen geschmückten Mahnmal. Das Gedenken an die Deportation beschloß ein Requiem, zu dem sich die Gemeinde in die katholische Kirche begab.
 
 

Die evangelische Kirchengemeinde hat einen neuen Pfarrer.


Manfred Krüger, der neue evangelische Pfarrer, war in der ,,Humanitären Hilfe für Bosnien" Manfred Krügertätig, ehe er in Reschitz am 18.Dez.1997 seine neue Stelle antrat. Der gebürtige Bundesbürger und engagierte Weltbürger Krüger tritt damit ein schweres Amt an. Sein Betreuungsgebiet dehnt sich von Lugosch über einige schwäbische Dörfer und Bokschan bis weit südlich von Reschitz aus. Er wird versuchen müssen, die etwa 60 noch verbliebenen Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in Reschitz und die wenigen im südlichen Banat versprengten Gläubigen aus der Diaspora der doppelten Minderheit, der religiösen und der ethnischen, zu neuem Selbstvertrauen und Gemeinsinn zu führen. Leicht wird es nicht werden, in einer Gegend, in der ,,Andersdenkende" nie sonderlich beliebt waren und es leider immer noch nicht sind. Hoffentlich besinnen sich endlich alle Beteiligten und nutzen die Gunst der Stunde, um einer weiteren grenz-, meinungs- und glaubensüberschreitenden Gesellschaft eine Chance zu geben.
 

Text und Fotos Werner Henn
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Eine ungewöhnliche Geburtstagsfeier


Am 19. November 1997 feierte der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein ,,Deutsche Vontragsreihe Peschitza" seine 10-jährige Existenz. Über 300 Banater Berglanddeutsche und Ehrengäste nahmen am Gedenkgottesdienst teil, der am Abend in der römisch-katholischen Kirche stattfand und den Bischof Msgr Sebastian Kräuter zusammen mit Dechant Joszef Csaba Pal, Makay Botond (reformierter Pastor in Reschitz), Daniel Öhler (evangelischer Pfarrer) und weitere rk. Pfarrer zelebrierte.
Über die l0 jährige Erfolgsbilanz des Vereins berichtete deren Leiter Erwin Josef Tigla:
Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein ,,Deutsche Vortragsreihe Reschitza" feiert heute seinen 10. Geburtstag. Wenn man aus der Perspektive unserer jahrhundertealten Geschichte auf diesem Boden diese zehn Jahre betrachtet, gibt es keinen Grund zum Feiern. Diese zehn Jahre bilden nur einen Augenblick in der langjährigen Tradition der deutschen Kultur auf dem heutigen Gebiet Rumäniens! Was bedeuten einfach zehn Jahre in einem Menschenleben, in einem Gemeinschaftsleben?
Und trotzdem, feiern soll man nicht die zehn Jahre sondern vielmehr das, was diese zehn Jahre bewirkt und geprägt haben, was zurückgeblieben ist für die Geschichte der deutschen Minderheit im Banater Bergland. Das soll gefeiert werden und das wollen wir auch!
Die ,,Deutsche Vortragsreihe Reschitza" wurde am 19. November 1987 als ein Verein gegründet, der sich von Anfang an bemühte, in den Reihen seiner Mitglieder die Stärkung des Heimat- und Volksbewußtseins zu fördern. Seit Januar 1990 ist er Mitglied des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, auf der Basis des Vereins wurde in den ersten Tagen nach der Wende das Forum in Reschitza gegründet.
Zum 10. Geburtstag des Reschitzaer Vereins, versuchen wir Rückschau zu halten: 713 Veranstaltungen wurden in der Zeitspanne November 1987  Juli 1997 organisiert, davon 359 allein in Reschitza.
Der Kulturverein unterhält Außenstellen in Dognatschka (39 organisierte Veranstaltungen), Orawitza (21), Bokschan (17), Russberg (11), Ferdinandsberg (23) und Drobeta Turnu-Severin (4).
Es wurden auch 52 Veranstaltungen in Ortschaften organisiert, wo keine Aussenstellen des Vereins bestehen.
46 Ausstellungen im In- und Ausland gab es sowie 20 Tanzunterhaltungen. 64 Ausflüge führten unsere Mitglieder in die nähere und weitere Umgebung Reschitzas und des Banater Berglands. Die 14 Besuche im Reschitzaer Altenheim, die 31 Veranstaltungen mit religiösem Inhalt sowie die 12 Lehrer- und Kindergärtnerinnenbegegnungen runden die Palette der Bemühungen unseres Vereins ab, vielseitig aktiv zu sein.
Das größte Ereignis im Leben des Vereins bildete die Einweihung des Denkmals zur Ehre der Verstorbenen Rußlanddeportierten in Reschitza am 13. Oktober 1995. Dieses einzige in dieser Größe errichtete Denkmal Rumäniens hat in Reschitza die beiden Bischöfe Msgr. Sebastian Kräuter (römisch-katholische Diözese Temeswar) und D. Dr. Christoph Klein (Evangelische Landeskirche A.B. Rumäniens) sowie als Ehrengast der damalige Landeshauptmann des Österreichischen Bundeslandes Steiermark, Dr. Josef Kramer, vereint. Am 12. Mai 1990 wurde in Reschitza das Wappen des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins den Mitgliedern vorgestellt. Das Wappen wurde von Univ.-Prof. Hans Stendl, Dekan der Kunstakademie Bukarest (geboren am 18. Februar 1939 in Reschitza), angefertigt. Der Verein besitzt auch eine Vereinsfahne, die von den beiden deutschen Bischöfen Rumäniens, Bischof Kräuter und Bischof Klein, am 14. November 1992 eingeweiht wurde. Dieses Datum wird für immer in der Geschichte unserer beiden Kirchen stehen: auf Initiative unseres Vereins trafen sich zum ersten Mal seit der Reformationszeit die beiden Bischöfe als Oberhäupter ihrer Glaubensgemeinschaften zu einem Lesegottesdienst.
Die wichtigsten Veranstaltungen, die unser Verein organisiert, sind die alljährlich im Herbst stattfindende ,,Deutsche Kulturdekade im Banater Bergland" (1997 bereits zum VII. Mal veranstaltet), die ,,Deutschen Literaturtage in Reschitza" im Frühling eines jeden Jahres (bereits VII Auflagen), das zum Peter und Paulus-Fest alljährlich veranstaltete ,,Reschitzaer Deutsche Trachtenfest" (viermal bereits auf den Straßen Reschitzas), die abwechselnd alle zwei Jahre organisierten Wettbewerbe für Schüler ,,Kinder malen ihre Heimat" und der Aufsatzwettbewerb.
Die Enthüllung einer Gedenkpalette in Orschowa zum 50. Todestag von Otto Allscher, das 200. Kirchweihjubiläum in Franzdorf, das Bemühen um das deutsche Lehrwesen im Banater Bergland (Lehrer- und Kindergärtnerinnenbegegnungen), weitere Initiativen und Veranstaltungen runden die Tätigkeit unseres Vereins zusätzlich ab.
Nicht zu vergessen sind die fünf Bücher, die unser Verein binnen 3 Jahren herausgebracht hat: zwei Bände mit Erzählungen von Rußlanddeportierten, eine Geschichte des Banater Berglands in der Zeitspanne 1718 - 1855, das Karl Ludwig Lupsiasca geschrieben hat, und zwei Dokumentationen: eine zu den ersten fünf Auflagen der ,,Deutschen Literaturtage in Reschitza" und die zweite zu 10 Jahre Kulturpräsenz unseres Vereins im Banater Bergland.
Die Monatsschrift ,,Echo der Vortragsreihe" erscheint im November zum 95. Mal. Seit Februar 1990 bemüht sich die Redaktion, die Identität, Kultur, Geschichte und Religion der Banater Berglanddeutschen durch Beiträge und Ausschnitte aus anderen Publikationen und durch Originalbeiträge zu fördern.
Der Reschitzaer Verein pflegt Beziehungen mit gleichartigen Vereinen in ganz Rumänien, in Österreich, in Deutschland, Ungarn, Kroatien und Slowenien, ein Beweis seiner geistigen Internationalität.
In diesem Augenblick der Rückschau gilt unser Dank all jenen, die uns im Laufe der Jahre materiell, finanziell und ideell unterstützt haben. Ohne diese Hilfe wäre so manches nicht gelungen! Unser Dank gilt auch den einzelnen Mitgliedern des Vereins, die sich vielseitig eingesetzt haben um das Weiterbestehen unserer Gemeinschaft!
Alles in allem, unser Verein zieht nach zehn Jahren Tätigkeit eine ersprießliche Bilanz und baut darauf seine Zukunft! Mit Gottes Hilfe sehen wir vertrauensvoll in die Zukunft!
 

Ein Schreiben, das Prof. Dt: Paul Phillippi, Landesvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, aus Anlaß der Geburtstagsfeier des Vereins an Erwin Tigla richtete, bringt die Anerkennung zum Ausdruck, die sich der Verein und deren langjähriger Leiter mittlerweile auf Landesebene erworben haben. Prof. Phillippi schreibt unter anderem:
Diese Deutsche Vortragsreihe und alles, was aus ihr noch zusätzlich hervorgegangen ist, war, als mit ihr begonnen wurde, so etwas wie der Advent, wie der Vorbote einer neuen Zeit, noch mitten im Dunkel der Diktatur, in der die meisten unserer Landsleute nur den Niedergang wahrnehmen konnten oder wollten. Einer hatte gewagt, das Zeichen zu geben zu einem neuen Aufbruch! Zu diesem Mut, wohl auch zu dieser Weitsicht, muß ihnen, lieber Herr Tigla, die Gemeinschaft aller Rumäniendeutschen herzlich gratulieren und ihnen dankend die Hand drücken.   Das Demokratische Forum der Deutschen Rumäniens hat keine Orden und Ehrenzeichen zu vergeben. Auch keine Prämien. Aber es kann denen danken, die in unserer Mitte gemeinschaftsbildende Initiativen entwickeln - in wahrhaftem Sinne entwickeln, indem sie aus einem soliden Ansatz aufblühende Institutionen entstehen lassen, die dann imstande sind, Zusammenhalt und Stärkung zu bewirken und auszustrahlen auch über den Rand der deutschen Gemeinschaft hinaus. Dies alles ist der Deutschen Vortragsreihe Reschitza gelungen; es ist Ihnen, Herr Tigla, gelungen. Aus kleinen Anfängen in schwierigster Zeit ist die Deutsche Vortragsreihe Reschitza über sich hinausgewachsen - und Sie, Herr Tigla, sind es auch!
Dr: Phillippi schließt mit dem Wunsch: VIVANT CRESCANT, FLOREANT!

Der Heimatverband freut sich über die ertolgreiche deutschsprachige Kulturtätigkeit unserer Landsleute in der alten Heimat und wünscht dem Verein für die Zukunft: Macht weiter so, liebe Freunde!

(Bericht von E. Tigla und Schreiben von Prof. Dr. Phillippi
aus ,,Echo der Vortragsreihe" Heft 12/1997).


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Rumäniens Regierung möchte deutsche Minderheit zum Bleiben bewegen.


Etwa 100.000 Deutsche leben noch in Siebenbürgen, im Banat und anderen Teilen Rumäniens. 25.000 von ihnen haben eine RU-Nummer beantragt, der Rest hat sich auf ein Leben in der Heimat eingerichtet. Und auch nicht alle 25000 Antragsteller möchten nach Deutschland auswandern. Viele bewahren den Bescheid in der Familientruhe auf - ,,für alle Fälle, denn man weiß ja nie, wie sich hier die Lage entwickelt". Das sagt Harald Dienesch, ein Siebenbürger Sachse aus Hermannstadt. Er hat einen guten Job in einer Schlosserei, seine Kinder besuchen die deutsche Schule, seine Frau ist Lehrerin. Harald Dienesch möchte bleiben, ,,aber mit RU-Nummer fühle ich mich sicherer". Dieser Bescheid verjähre nie, versicherte Bonns Aussiedlerbeauftragter Horst Waffenschmidt (CDU) den beunruhigten Rumäniendeutschen. Ihre Unruhe hat einen Grund: Seit Anfang 1993 das neue Kriegsfolgenbereinigungsgesetz in Kraft trat, ging die Zahl der deutschen Aussiedler in Rumänien stark zurück. Fast jeder dritte Antrag wurde abgelehnt. Eine Aufnahme gibt es nur für Rumäniendeutsche, die glaubhaft machen, daß sie immer noch unter einem Kriegsfolgenschicksal leiden. Das können sie -anders als die Deutschen im fernen Sibirien - kaum begründen.
Um diesen Menschen, die 800 Jahre lang in der Fremde ihre deutsche Kultur bewahrt haben, die Tür aber nicht völlig zu versperren, wird ,,Vereinsamung" als Kriegsfolgenschicksal angesehen.
Maria Barac aus Temeswar ist mit ihrem Antrag gescheitert. Und das, obwohl ihre Tochter seit Jahren mit Mann und Kindern in Berlin lebt - als deutsche Aussiedlerin anerkannt. Das versteht die 62 jährige Maria Barac nicht. ,,Alle meine Verwandten sind in Deutschland."
Manche gehen den umgekehrten Weg: Sie kehren nach Rumänien zurück. Maria-Luise Höppner-Roth lebt seit drei Jahren wieder in Hermannstadt. Hier hat die Astronomin mit ihrem Mann, einem Hamburger Physiker, eine Computerfirma gegründet.
Rumänien ist interessiert an seiner deutschen Minderheit. Deutsche Schulen sind nicht mehr in Gefahr, es werden sogar neue gegründet. Mit deutschen Kindern allein ließen sie sich indes nicht retten. ,,Mein Vater möchte, daß ich Deutsch lerne", erzählt Ardila Theodorescu (7) aus Temeswar. Und ihre Lehrerin Maria Koch ergänzt: ,,Deutsch ist die Sprache des Westens."

(Leicht gekürzt aus ,,Info-Dienst Deutsche Aussiedler, im August1997.)


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125 jähriges Kirchenjubiläum - 225 Jahre Steierdorf

Wir laden hiermit alle Landsleute herzlich ein, bei unserem Steierdorfer Kirchweihfest mitzu feiern.

Programmablauf

03.06. Abreise aus Deutschland über Österreich, Ungarn nach Rumänien
04.06. Ankunft in Steierdorf
05.06 Tag zur freien Verfügung
06.06 Aufstellung des Kirchweihbaumes
07.06. Kirchweihfeier: festlicher Gottesdienst, Straußverleihung, Tombola, Unterhaltungsprogramm
08.06 Tag zur freien Verfügung
09.06 Abreise aus Steierdorf über Ungarn, Österreich nach Deutschland
10.06 Ankunft in Deutschland

Auskunft und Anmeldung bei
Reisebüro Pletl

Schwabacher Straße 86, 90439 Nürnberg
Telefon 0911/6160777 und 0911/6880707

Preis:
Für diese Sonderfahrt gewähren wir einen Preisnachlaß von 60 DM vom normalen Fahrpreis.
Des weiteren verpflichtet sich das Reisebüro Pletl, 10 DM pro Reisegast für die Steierdorfer Kirche zu spenden.
Anmeldungen bitte bis 15. Mai 1998!
 

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Was gibt's Neues in Nürnberg und Umgebung?

Einiges:

1. Der Stammtisch ist umgezogen und ist seither so gut besucht wie noch nie. Manche meinen, es liegt wohl an der böhmisch/mährischen Küche. Andere finden, es sei den musikalischen Einlagen (Spinner Stefi, Akkordeon, Maigut Gottfried, Vokal, gelegentlich auch böhmisch!) zu verdanken. Wie auch immer, einmal im Monat, Samstag (meistens der zweite) ist das Wirtshaus ,,Zum Petr" so gerammelt voll, daß ich Bedenken habe, die Adresse zu verraten. Ich wag's trotzdem:

Wurzelbauerstr 21, Eingang Pirckheimerstraße, U-Bahnanschluß: U2 Rennweg.

2. Zum traditionellen Herbstball hat's heuer einen Nachschlag gegeben: Die Boritschek Brigi hat sich persönlich und uneigennützig eingesetzt und Dan Spataru & Co. ins Herzogenauracher Vereinshaus gebracht. Es gab ,,Trecea fanfara militarä" und ,,Tarancuta tarancuta" zum Mitsingen und weitere nette nostalgieträchtige Erinnerungen. Gut besucht: mindestens 200 Leute.
3. Der Gesangverein hat am 22. Dezember seine Weihnachtsfeier veranstaltet. War so schön wie letztes Jahr! (vgl. Folge 72 dieses Blattes) Darum wird am 22. Feber auch Fasching gefeiert. Mit Masken. Kommet zuhauf! Wohin? Nach Herzogenaurach ins Freizeitheim, Erlangerstr. 16. 

Florian Lataretu
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