"Von drauß vom Walde
komm ich her, ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr..."
In den Tagen vor Weihnachten erinnern wir uns gerne an aus Kindheitstagen
bekannte Verse. Der besondere Zauber der Vorweihnachtszeit verleiht den
dunklen Wintertagen den hellen Glanz der Freude, mit der wir alljährlich
dem großen Fest begegnen.
Mehr als sonst, denken wir in diesen Tagen aber auch an das dem christlichen
Fest folgende weltliche Fest: an Silvester, an Neujahr. 2000 - damit
beginnt nicht nur das letzte Jahr eines Jahrhunderts, sondern auch das
letzte Jahr eines ganzen Jahrtausends. Und es ist schon etwas Besonderes,
das erleben zu dürfen. Tausend Jahre - eigentlich unvorstellbar für
einen Menschen, dessen Leben keine hundert Jahre währt. Schon die
Ereignisse um 1900 kennen selbst die Ältesten unter uns nur aus Geschichtsbüchern,
bestenfalls noch aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern.
Das Jahr 1000 aber ist für unsereiner graue Vorzeit. Wer weiß
schon viel darüber? Und nun werden wir also in wenigen Tagen das Jahr
2000 schreiben. Für die Menschen eines uns unvorstellbar fernen
Jahres 3000 aber wird unser Jahr 2000, unsere Gegenwart eine graue Vorzeit
sein. Derlei Gedankenspiele machen uns für Augenblicke bewußt,
in welchen zeitlichen Dimensionen sich Menschheitsgeschichte vollzieht.
Dagegen scheint dem einzelnen Menschen die Zeitspanne seines eigenen Lebens
eine beängstigend kleine Größe zu sein.
Vor 2000 Jahren hat sich der römische Philosoph Seneca Gedanken
"Über die Kürze des Lebens" gemacht und ist dabei zu der Erkenntnis
gelangt: "das Leben ist lang, wenn man es zu gebrauchen weiß". Seneca
meint: "Das größte Hindernis für das Leben ist die Erwartung,
die am Morgen hängt und das Heute vertut". Er gibt darum den klugen
Rat: "Jetzt gleich lebe!" Was aber heißt das, gleich, in der Gegenwart
leben? Aktiv sein, Leistung bringen, Spaß haben - das ist es,
was wir heute vom Leben wollen. Immer Action. Nicht so der Philosoph. Nicht
der Vielbeschäftigte ist sein Ideal, sondern "...allein wer dem Nachdenken
über sich selbst, die Ordnung der Welt und seinen Platz darin Raum
gibt, lebt wirklich seine Zeit". Denn, meint Seneca, "die Zeit in der wir
gerade leben, ist kurz, die Zeit, in der wir leben werden, ist zweifelhaft,
die Zeit, in der wir gelebt haben, ist sicher". Was war, kann nicht mehr
verändert werdent, unsere Vergangenheit ist unser sicherster Besitz.
Und darum ist Erinnerung "der geweihte und geheiligte Teil unserer Zeit".
Erinnerungen enthält auch die letzte Ausgabe des Jahres 1999 unserer
Heimatzeitung, Erinnerungen an Kindheitserlebnisse, an geschichtliche Ereignisse,
an daran geknüpfte Erwartungen und Enttäuschungen, Erinnerungen,
die über das Persönliche hinausführen, die anregen zum Nachdenken
über uns und unsere Zeit, über die Welt aus der wir kommen, über
die Zukunft, die neue Zeit - das Zeitalter der Globalisierung mit seinen
Chancen und Risiken. "Alle Menschen werden Brüder" - Schillers "Ode
an die Freude", Beethovens Neunte Symphonie - welch pathetische Worte,
welch kraftvoll feierlicher Klang! Eine Botschaft aus einem anderen Jahrhundert.
Doch wie gut täte es unserer heutigen Zeit, wenn die Menschen sie
beherzigen würden: einander verstehen, aufeinander Rücksicht
nehmen, einander helfen, miteinander in Frieden leben auf dieser durch
das All rasenden Erdkugel mit ihren 6 Milliarden Menschen, von der uns
noch nie so bewußt war wie heute, daß sie eine für uns
alle ist.
Im Trubel des Alltags finden wir kaum die Zeit, um im Sinne Senecas
unsere Zeit zu leben. Wenn aber das Jahr zur Neige geht und Festtage uns
Muße schenken, sollten wir uns diese Zeit nehmen. Möge
die Lektüre, die wir Ihnen diesmal anbieten, liebe Leserin, lieber
Leser, ein bißchen dazu beitragen. Das jedenfalls wünscht sich
und Ihnen
Ihre Redaktion
wünschen
den Mitgliedern unseres Heimatverbandes
und ihren Familien
sowie allen unseren Leserinnen und Lesern,
auch aus dem Banater Bergland
Herta-Drozdik Drexler, Bundesvorsitzende
Hans Wania, Bundesgeschäftsführer
Georg Pischl, Ehrenbundesvorsitzender
Walter Vincze, Obmann in Österreich
und Vorsitzenden der Heimatkreisverbände
Werner Henn, Reschitz, Doman und Sekul
Ludwig Höcher, Dognatschka und Ferdinandberg
Florin Lataretu, Steierdorf- Anina
Walter Loidl, Franzdorf
Ferdinand Peternell, Saska und Neu-Moldowa
Prof.Dr. Horst Schmidt, Orawitz
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