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"... da gibt’s ein Wiedersehen"

"In der Heimat, in der Heimat, das gibt’s ein frohes Wieder-, Wiederseh’n"
an das Lied dürften sich noch viele ältere Landsleute erinnern, gehörte es doch zum Repertoire der sangesfreudigen Banater Bergländer. Wiedersehen in der alten Heimat sind heute für viele von uns selten geworden, doch auf den alljährlichen Heimattreffen ist die Freude des Wiedersehens jedesmal groß, so auch in diesem Jahr am Pfingstsonntag in Memmingen. Petrus bescherte uns dazu freundliches Sommerwetter, das vor allem die Landsleute aus der nahen und weiteren Umgebung von Memmingen für einen Ausflug zum Heimattreffen nutzten.Die Bayern und Baden-Württemberg waren also auch diesmal wieder am stärksten vertreten. 

Einige Besucher, die bereits am Samstag angereist waren, nutzten die Möglichkeit des gemütlichen Beisammenseins am Abend im Gasthof „Weißes Ross“. Als besonderes Schmankerl gab es zum Abendessen musikalische Begleitung des aus Reschitz angereisten “Banater Bergland Trios“ (Karl Lupsiasca, Josef Ruzicska  Violine und Karl Stoianovici  Akkordeon). Und wer Lust dazu hatte, stürzte sich danach noch in den Trubel des Memminger Stadtfestes und wogte mit im Gedränge auf dem Marktplatz.

Am Sonntagmorgen fanden sich bereits bei Saalöffnung die ersten Besucher in der Stadthalle ein. Nach und nach füllte sich der Festsaal. Vertreten waren alle Jahrgänge von der jüngsten Teilnehmerin Tessa Fleck-Hansl, die, obwohl gerade mal 15 Monate alt, bereits zum zweiten Mal dabei ist, bis zur ältesten, der 89jährigen rüstigen und geistig regen Irma Kummergruber, die bisher bei keinem Heimattreffen gefehlt hat. Nicht ohne Wehmut stellen wir fest, dass die vertrauten Gesichter jener, die von Anfang an dabei waren, immer weniger werden, erfreulich hingegen ist, dass zunehmend auch jüngere Banater Bergländer zu den Treffen kommen. So hat der Jahrgang 1962/1963 die Gelegenheit für ein erstes Klassentreffen genutzt.

Wie im Programm des Treffens vorgesehen, fand am Vormittag die Mitgliederversammlung statt, auf der turnusgemäß ein neuer Bundesvorstand gewählt wurde.

Die gut besuchte Hl. Messe in der St.-Johann-Baptist-Kirche am frühen Nachmittag stand im Zeichen des christlichen Pfingstfestes und des Heimatgedankens. Die Festmesse wurde mit einem Wort des neuen Banater Bischofs Martin Roos eingeleitet:

Hier sind wir, Heiliger Geist, an deinem Feste in deinem Namen versammelt. Komm, sei uns zugegen, ergieße dich in unsere Herzen! Lehre uns, was wir tun sollen, weise uns, wohin wir gehen sollen; zeige uns, wie wir handeln sollen, um dir zu gefallen. Lass nicht zu, dass wir deine Ordnung durcheinanderbringen. Unwissenheit soll uns nicht irreleiten, Beifall nicht verführen, falsche Rücksichten sollen uns nicht verderben. Lass uns eins sein mit dir, deine Gnade möge uns binden. Lass uns festhalten an dem Glauben, den uns unsere Väter weitergegeben haben, damit auch wir einst in jener kommenden anderen Welt bei dir ewigen Lohn empfangen.
Amen.

Bewegende Laienworte zum Thema Heimat sprach Prof. Tibor Lichtfuss: 
Heute sind wir hier beisammen, ein Volk mit einer gleichen Vergangenheit, dass das Leben in alle Winde zerstreut hat. Uns hat die GESCHICHTE vor etwa 250 Jahren ins Banat gebracht, und die GESCHICHTE war es auch, die uns dort wieder wegbrachte. 
UNSERE AHNEN lernten dort 
- in einer Vielfalt von Völkern und Religionen zu leben, 
- trotz allem miteinander auszukommen, 
- dabei Gutes und Böses voneinander zu unterscheiden, DAS BANAT WAR EIN SCHMELZTIEGEL und wir waren ein Brückenvolk. Dies machte unsere Identität aus, dies hat uns geprägt. Wir haben es alle erfahren, dass die stärkste Waffe eines Volkes nicht seine Armeen sind, sondern seine KULTURELLE IDENTITÄT Dank dieser lebten ganze Völker trotz kämpferischer Niederlagen immer wieder fort. Haben wir Südbanater diese Identität bewahrt? Sind wir auch in unseren neuen Heimatländern Brückenvolk geblieben? Haben wir Verständnis für Menschen anderer Art - anderer Nationalitäten, anderer Kulturen, anderer Religionen bewahrt? (Oder greift das Gift des Fremdenhasses auch schon manchen von uns an?) Gewiss, heute sind wir hier und erfreuen uns aneinander so ganz im Sinne des griechischen Philosophen Sophokles, der schon 500 Jahre vor Christus gesagt hat: 

"O teurer Laut, o Glück nach langer Zeit 
auch noch zu hören eines Landsmanns Stimme". 

Freilich, der Begriff HEIMAT hat sich gewandelt: 
In der alten Heimat war die Heimat Steierdorf, Orawitz, Reschitz, Ferdinandsberg, Saska, Bokschan... 
Heute sprechen wir hier von “Heimat Deutschland“ “Heimat Österreich‘; neuerdings sogar von “Heimat Europa“. 
Wir aber haben eigentlich zwei Heimatländer, was wiederum bedeutet, dass wir zwei große Aufgaben haben: BEIDE ZU LIEBEN. 

Pfarrer Nikolaus Marcu, der auch diesmal die Heilige Messe zelebrierte, erinnerte in seiner Predigt an die christlichen Werte, die in unserer modernen Konsumgesellschaft gefährdet sind, ihren Stellenwert zu verlieren, die aber für ein friedliches Zusammenleben der Menschen unerlässlich sind.

In das Gebet für unsere Toten schloss Hans Wania die Namen der seit dem letzten Heimattreffen verstorbenen Mitglieder ein (21 Frauen und 24 Männer).

Musikalisch begleitet wurde die Messe wie schon 1999 vom Kirchenchor der Steierdorfer unter der Leitung von Margarete Wetternek. Der Chor beeindruckte mit seinem schönen Gesang. Wie einst in der alten Heimat erklang zum Schluss “Großer Gott wir loben dich. Es entließ uns aus dem Gottesdienst in festlich-feierlicher Stimmung.

Festlich-fröhlich ging es in der Stadthalle weiter, wo BV Drozdik-Drexler mit der Begrüßung der Ehrengäste und der Gäste aus Rumänien das Kulturprogramm einleitete. Als Vertreter der Stadt Memmingen und des Bundes der Vertriebenen war Stadtrat Guschewski unser Ehrengast. Herzlich begrüßt wurde auch Ehrenbundesvorsitzender Georg Pischl. Karl Lupsiasca und Josef Ruzicska führten durch das musikalische Programm des Banater Bergland Trios, das Kompositionen so bekannter heimischer Musiker aufführte wie Peter Dudl, Gusti Busch, Otto Klos, Otto Nedbal u.a. Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ daheim in Reschitz wurden wach, als Ruzicska den bekannten Reschitzer Musikanten Tambor Jani auf die Bühne bat. Der hatte kürzlich in Ravensburg seinen 80sten Geburtstag gefeiert. Das Trio gratulierte nachträglich mit der Aufführung einer Komposition von ihm. Schließlich überreichte Ruzicska im Namen der Gäste aus Reschitz an BV Drozdik-Drexler als Vertreterin der Gastgeber ein zünftiges Mitbringsel aus der alten Heimat: eine “traista“, in der das zu finden war, was sich wohl im Gepäck jedes Heimatbesuchers auf der Rückreise befindet: ein Laib Brinza und eine Flasche Tuica. Das Geschenk löste Heiterkeit aus, auch bei der Empfängerin, die sich für die gelungene Überraschung herzlich bedankte.

Der musikalischen Darbietung folgte die Aufführung der Tanzgruppe des Forums der Banater Berglanddeutschen aus Reschitz. Die Gruppe wird von Lisa Beil geleitet, die bereits im Operettenverein als Choreographin aktiv war. Die zwölf temperamentvollen Tänzer ernteten begeisterten Applaus. Und als sie sich zu den Klängen des Semenik-Walzers wiegten, bekam so mancher im Saal glänzende Augen, sind doch mit dieser Melodie viele schöne Erinnerungen verbunden. Kurz darauf erklang im Foyer Tanzmusik. Manfred Pfeifer aus dem nahe gelegenen Krumbach spielte für jeden Geschmack etwas. Der Andrang auf dem Tanzparkett war nicht besonders groß, doch jene, die ein Tänzchen wagten, hatten ihren Spaß daran. Und in den Pausen unterhielt sich unser junger Musiker aus Deutschland angeregt mit unseren Gästen aus Rumänien.

Das Heimattreffen 2000 war, nach den Aussagen vieler Besucher zu schließen, eine gelungene Veranstaltung. 
Möglich war dies nur, weil im Vorfeld gute organisatorische Arbeit geleistet wurde und einige Verbandsmitglieder Aufgaben übernommen haben. Herzlich gedankt sei dafür unseren Damen an der Kasse: Edeltrud Bauer, Helene Brezina, Grete Drexler, Herta Balazs; der Dame und den Herren am Bücherstand: Traudi Wania, Christian Gitzing, Anton Schulz. Die angebotenen Bücher und CDs waren auch diesmal wieder gefragt. Vermisst haben wir unsere langjährige treue Helferin Grete Guth, die zum erstenmal nicht dabei sein konnte und der wir gute Besserung wünschen.

Ein Vergelt’s Gott allen, die bei der Gestaltung der Hl. Messe mitgewirkt haben: Herrn Pfarrer Nikolaus Marcu, Herrn Tibor Lichtfuss und dem Steierdorfer Kirchenchor.

Ein Dankeschön unseren Gästen aus Rumänien, weiche die weite Reise nicht gescheut haben, um unserer Einladung zu folgen und das Kulturprogramm des Heimattreffens zu gestalten. Sie haben sich wohlgefühlt bei uns, wie sie uns zum Abschied sagten, und auch wir waren über ihren Besuch erfreut, brachten sie uns doch ein Stück alte Heimat nach Memmingen. Unser Dank gilt auch Erwin Tigla, dem Leiter des Reschitzer Kulturvereins, der uns die Tietz-Ausstellung zur Verfügung gestellt, und Herrn Schulz, der sie in der Eingangshalle aufgebaut hat. 

Ein besonderes Dankeschön auch an den Memminger Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Frau Albrecht vom Verkehrsamt der Stadt Memmingen, die uns die Stadthalle zu für uns annehmbaren Bedingungen zur Verfügung stellen, Herrn Böhler, der für den Blumenschmuck gesorgt hat, sowie Herrn Wassemann, den Hausmeister der Stadthalle, für seine Hilfe. Dank ihrem Entgegenkommen veranstalten wir immer wieder gerne unsere Heimattreffen in Memmingen. 

Wenn unsere Landsleute am Heimattreffen teilnehmen und sich dabei wohlfühlen, so ist das für jene, die sich die Mühe gemacht haben, das Treffen zu organisieren, der schönste Lohn. Darum zum Schluss allen, die am Pfingstsonntag in Memmingen mit ihrem Dabeisein zum Gelingen des diesjährigen Heimattreffens beigetragen haben, ein herzliches Dankeschön für ihr Kommen.

Der Bundesvorstand
 

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