zurück
Inhalt
weiter
Deutsche Zwangsarbeiter in der Sowjetunion
von Hans Wania
 
Im Rahmen der Reihe “Der besondere Vortrag“ lud das Haus des Deutschen Ostens am 4. April Prof. Dr. Pavel M. Polian, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, nach München ein. In seinem Vortrag “Westarbeiter Reparation durch Arbeitskraft. Internierte Deutsche in der UdSSR“ berichtete Polian über Planung, Vorbereitung, Durchführung und Abschluss der Deportation von arbeitsfähigen deutschen Zivilpersonen aus dem von der Roten Armee besetzten Teil Europas in die Sowjetunion in den Jahren 1944-1945. Betroffen waren Hunderttausende Deutsche, wohl Staatsbürger des Deutschen Reiches, hauptsächlich aus Ostpreußen und Oberschlesien, wie auch Volksdeutsche, Staatsbürger ihrer Heimatländer Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei. 

Ausführlich behandelte der Vortrag die Vorbereitung und Durchführung der Deportationen durch den damaligen Leiter des NKWD Lawrentij Beria, der einer persönlichen Anordnung Stalins folgte. Auch die politisch-rechtlichen Aspekte der Deportation wurden dargelegt. Alleiniger Zweck der Aktion war die Beschaffung von Arbeitskräften, welche die Sowjetunion in der Kriegsindustrie und für den Wiederaufbau dringend benötigte. 
Als Maßnahme gegen Zivilpersonen ohne Schuld, ohne gerichtliches Urteil wertete der Vortragende die Deportation in die Sowjetunion als Kriegsverbrechen.

Der Gast aus Moskau hatte fast ausschließlich bisher kaum bekannte sowjetische Quellen erforscht, darunter solche aus den Archiven des NKWD. Es ist daher anzunehmen, dass die genannten Zahlen über Deportierte und Todesopfer zuverlässig sind. Was die Deportationsopfer aus Rumänien betrifft, liegt deren Zahl erheblich höher als bisher - mangels genauer Daten - angenommen.

 

Nach meiner Beurteilung ist die hohe Zahl der Opfer vor allem auf die Nichteinhaltung der vorgesehenen Altersgrenze zurückzuführen. Prof. Polian sagte - wie in sowjetischen Quellen vermerkt - dass für männliche Deportierte das Alter zwischen 17 -  45 festgelegt war Die Bestimmung wurde in Rumänien nicht eingehalten. Beispielsweise war mein deportierter Bruder 16 Jahre alt, mein ebenfalls deponierter Vater über 45. 
Die Veröffentlichung dieses Vortrags, vom HDO in Aussicht gestellt, ist zu begrüßen, da außer im Kreise direkt Betroffener kaum bekannt ist, dass eine der Siegermächte auch fünf Jahre nach Kriegsende noch Zivilpersonen fremder Staatsangehörigkeit zur Zwangsarbeit eingesetzt hat.

Zeichnungen von Julius Stürmer, die in Workuta entstanden sind. 
 

 zurück
Inhalt
weiter