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Folge 97, März-April 2001 |
Heimattreffen 1981 in Bad Mitterndorf
Wäre dieses Werk auch der Nachkriegsgeneration gelungen? Hätte sie überhaupt Interesse daran gehabt, einen Heimatverband aufzubauen? Gewiß ist auch dieser Generation ein Gemeinschaftsgefühl nicht fremd. Zahlreiche Klassentreffen verraten das. Die Autoren vieler Beiträge in unserer Verbandszeitung gehören dieser Generation an. Was sie schreiben, läßt erkennen, daß auch sie sich dem Banater Bergland verbunden fühlen. Was dieser Generation aber fehlt, ist die Erfahrung, aus eigener Initiative organisatorische Strukturen aufzubauen. Sie ist aufgewachsen in einer Gesellschaft mit einem autoritären politischen System, in dem allein die kommunistische Partei über Organisationsformen bestimmt hat. Am weitesten brachte es, wer sich kritiklos unterordnete. Kreativität und Eigeninitiative brauchte man zwar, um im Alltag über die Runden zu kommen, aber in der Öffentlichkeit, im gesellschaftlichen Leben waren diese Eigenschaften eher unerwünscht. Als Aussiedler nach Deutschland gekommen, war diese Generation erst einmal vollauf damit beschäftigt, sich beruflich und auch sonst in einer völlig fremden Welt zurechtzu-finden. Es scheint eher unwahrscheinlich, daß sie die Zeit, das Interesse und den Elan gehabt hätte, einen Heimatverband aufzubauen. Und doch haben inzwischen auch viele Landsleute aus der Nachkriegsgeneration den Weg in den Heimatverband gefunden. Nur weil viele ältere Landsleute dem Verband seit seiner Gründung die Treue halten und viele jüngere dem Heimatverband beigetreten sind, kann der Verband seine Mitgliederzahl seit Jahren halten. Nicht zu vergessen: ohne das Mitwirken unserer jüngeren Landsleute wäre unser Heimatverband heute nicht das, was er ist. Der Verband verdankt ihnen manch neue Impulse. Inzwischen wächst hier in Deutschland die Generation unserer Nachkommen heran. Voller Stolz erzählte ein Großvater, Gründungsmitglied unseres Verbandes, von seinem Enkel, der gerade "Schützenkönig" geworden war. Der Junge ist zwar im Banat geboren, aber bereits hier zur Schule gegangen und als Jugendlicher zusammen mit Freunden dem ortsansässigen Schützenverein beigetreten. Unsere Kinder und Kindeskinder, die hier groß werden, wachsen in andere Gemeinschaften hinein. Wir aber, die wir als Erwachsene unsere alte Heimat verlassen haben, haben damit auch jene Gemeinschaft aufgegeben, in die wir hineingeboren wurden, in der wir aufgewachsen sind, die uns geprägt hat, in der wir über Jahre gewirkt haben und von der wir ein Teil waren. Dieser Teil gehört zu unserem Leben als Ganzes. Der Heimatverband ist das öffentliche Bekenntnis zu diesem Teil unseres Lebens. Und zugleich bietet uns der Heimatverband die Möglichkeit, diesen Teil aus einer neuen Perspektive zu betrachten und mitunter darin Neues zu entdecken, indem wir uns aus der Distanz von Zeit und Raum damit auseinandersetzen. Daß ein Bedürfnis nach dieser Auseinandersetzung besteht, zeigt das lebhafte Interesse unserer Mitglieder an der Verbandszeitung, an Familienforschung, an der Geschichte des Banater Berglandes, an den Nachrichten aus dem Banater Bergland von heute.
Unser Heimatverband ist ein
Verband auf Zeit. Das war schon den Gründervätern bewußt.
Der Heimatverband kann nur fortbestehen, solange seine Mitglieder ihm die
Treue halten, ihm eine finanzielle Basis geben, an der Gestaltung der Verbandszeitung
mitwirken, sich für die Verbandsarbeit interessieren, sich im Verband
engagieren und an unseren Heimattreffen teilnehmen.
Aber nicht nur die Vorbereitungen beschäftigen die Organisatoren, sondern auch die Frage: Wie viele Landsleute werden teilnehmen? Von der Antwort hängt der Erfolg des Treffens ab. Wir wissen, daß der Zeitenwandel sich auch auf unseren Verband auswirkt. Als der Verband gegründet wurde, bildeten jene Landsleute, die noch etwas vom regen Vereinsleben der Zwischenkriegszeit mitbekommen haben und diese Tradition sogar in kommunistischer Zeit zum Teil wiederbelebt haben (Man denke nur an die Reschitzaer Operette.) den "harten Kern" unseres Verbandes. Sie haben über Jahre bei keinem Heimattreffen gefehlt. Doch die Zahl jener Mitglieder ist klein geworden. Von 1400 Teilnehmern wie beim ersten Treffen wagen wir heute nicht einmal zu träumen. Aber einige hundert sollten es schon sein. "Bad Mitterndorf? Das ist mir zu weit und zu teuer", sagen heutzutage manche. Aber wir finden auch Zustimmung. "Bad Mitterndorf? Ja! Nach zwanzig Jahren sollten wir noch einmal zurückkehren an den Ort, wo alles angefangen hat", sagen andere. "Beim erstenmal konnte ich leider nicht dabei sein", sagte kürzlich jemand, "diesmal komm' ich bestimmt." Einige haben bereits Unterkunft für eine Woche gebucht. "Schön, daß ihr das Treffen wieder in Mitterndorf macht. Urlaub in den Alpen, darauf freu' ich mich." Und ein alter Herr sagt: "Ich bin achtzig, allein schaff ich die weite Reise nicht mehr, aber mein Sohn fährt mit seiner Familie und nimmt mich mit." Wo ein Wille ist, da ist also meist auch ein Weg. Wir alle, die wir nach Bad Mitterndorf kommen, wünschen uns, für unser Heimattreffen 2001 gutes Gelingen. Tragen Sie, liebe Landsleute, mit Ihrer Teilnahme dazu bei. 20 Jahre alte Fotos erinnern an das erste Heimattreffen der Banater Berglanddeutschen in Bad Mitterndorf. Während der Festansprache im großen Saal der Grimminghalle -jeder Platz besetzt. In der Ortsmitte -eine Menschenmenge vor der Freilichtbühne mit Priester und Ministranten, der Gottesdienst wurde im Freien zelebriert. Ein Bus mit einer Reisegruppe aus Mannheim, ein anderer aus Gummersbach. Über 1400 Landsleute sollen damals dabei gewesen sein. Viele von ihnen weilen heute nicht mehr unter uns. Andere haben die Stafette übernommen, und so kann unser Heimatverband heuer am Ort seiner Gründung sein 20jähriges Bestehen feiern. Ein Dankeschön an Friedrich Karmasin, Anton Kortik und Alois Spindler , die Fotos vom ersten Heimattreffen der Banater Berglanddeutschen 1981 zur Verfügung gestellt haben.
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