Folge 98, Mai-Juni 2001

Humor ist, wenn man trotzdem lacht...
sich selbst und anderen Freude macht, d'rum hier eine Humor-Portion aus dem Archiv der Redaktion.
 
Man(n) wird älter

Wenn man(n) wird älter und auch reifer
- und damit meistens auch gescheiter -
weiß man(n), daß mancher gute Opa
Problemchen hat mit der Prostata.

Was heißt auf griechisch "vorstehen"
beim Bub ist es zu übersehen,
kastaniengroß beim reifen Mann,
bringt's Freude ihm, weil er noch kann,

wuchert heran beim alten Wal
und macht das Leben ihm zur Qual!
- Wobei das Können gewissermaßen
sich hier bezieht aufs Wasserlassen!

Das wiederum wie manche Tugend
fließt aus dem Leib während der Jugend,
tröpfelt nur noch, wenn alt der Bau,
bis eines Tages hin zum Stau!

Verzweifelt gehst zum Urologen
wenn du vor Schmerz schon liegst am Boden.
Der zapft dich an wie ein volles Faß...
Und plötzlich fließt wieder das Naß! 

Du willst nun wissen, was geschehen,
wovon so plötzlich her die Wehen.
Doch winkt der Doc nur müde ab
und sagt, während du noch ganz schlapp:

" Ei, Mann, früh- oder später
braucht jeder Mann einen Katheter!" 

Emil Gardias, Reschitz/Gersthofen
 

Gebrochene Eitelkeit

Was waren das für tolle Zeiten,
als jung man hat bezwungen Weiten;
davon ist heute ganz entschieden
nur die Erinnerung geblieben.

Von Heldentum und Minnesang
geblieben ist nur mehr der Drang,
die Taten und Ausführungsfreud'
geworden sind Vergangenheit.

Doch nicht nur Taten werden rar,
dein ganzes Handeln steht auf Spar;
vom Aussehen mal ganz zu schweigen,
weil Änderung nicht zu vermeiden.

Das Gesicht,das einstmal glatt und straff,
hat Furchen jetzt und wirkt so schlaff;
wo dichter Haarwuchs war am Platze,
glänzt unumkehrlich eine Glatze!

Der Blick, der früher klar, entschlossen,
ist heute trüb und wirkt verdrossen;
was einstmal drohend' Fauchen, Pusten,
ist heut nur noch ein trock'ner Husten.

Der Schritt, elastisch, voller Schwung, 
ist schlürfend jetzt, weil Muskelschwund;
die stolz gewölbte Männerbrust
ist eingefallen und birgt Frust.

Den aufrecht stolzen Körperbau,
trägt man mit Mühe nur zur Schau;
der Bauch, den man stets eingezogen,
hängt rund jetzt überm Gürtelbogen.

Letztendlich noch der Kümmerling,
der heute auch nicht mehr viel bringt,
wird nur getragen noch zur Tarnung,
weil's längst geblasen hat Entwarnung!

Emil Gardias, Reschitz / Gersthofen
 

A wahre G'schicht

erzählt von Olga Schich (+), Reschitz
eingesandt von Johann Tambor, Ravensburg

Schon viele Jahre sind dahin,
da wohnt' in unsrer Gassn die Frau Josefin.
Die Leute hier, die sie gut kannten,
sie alle Finanéni nannten.
A Witwe war's, a gutes Weib,
mit niemand hat sie g'habt an Streit.
Sie kam gar oft in unser Haus
zur Annatant auf einen Plausch,
denn beide waren gut bekannt
und treue Freundschaft sie verband.

So kam sie einmal wie gehetzt
zu uns herüber ganz entsetzt:
"O Anna, liebe Anna mein,
mit mir wird's bald zu Ende sein.
Hätt gerne noch gelebt hienieden,
mir ging es gut, ich war zufrieden.
Was Schreckliches ist nun geschehn:
I hab verschluckt mei falsche Zähn.
I komm zu dir in meiner Not,
bis morgen bin ich sicher tot."
"Jessas Fina! Is' tes g'wiß?"
"Da schau, es fehlt mei oberes Gebiß."
Die Annatant erschrocken schaut
und ihren Augen gar nicht traut.
"Wie kann so etwas möglich sein?
Wie kommen s' in den Schlund hinein?
Sag, Liebe, wie ist das passiert?"
fragt sie die Fina ganz frappiert.
"Es war a unselige Stund,
mit Krumpirn hatt i voll den Mund,
nit einmal nahm i es gewahr,
daß das Gebiß mit drinnen war.
Auf einmal spür i es beim Schlucken,
daß in dem Hals tut mi was drucken.
Und so geschah's, das groß' Malheur,
i fühl's, o Graus, das Maul war leer.
Ach, Anna, was fang i nur an,
es war'n ja ach zwa Hagel dran.
Soll i zum Arzt, dem g'scheiten Mann,
der in dem Fall mir raten kann?"
"Na, Finna, geh nit es is besser,
die greifen gleich zum scharfen Messer.
Willst du an deinen alten Tagen
mit einer Operation dich plagen?
Der wühlt dir in dem Bauch herum,
am End' bringt der dich a noch um.
Laß, Fina, mach dir keine Sorgen,
alles ist vorbei bis morgen.
Geh' nimm dir's doch nit so zu Herzen.
Sag', Fina, hast du etwa Schmerzen?"
"Na, Schmerzen hab' i kani nit.
Gottlob, tes is tes anzige Glück.
I kann es selber nit begreifen.
Wird's mir wohl nit die Därm zerreißen?"
"Na, Fina, durch die Därm, die engen,
sie werden sich schon hindurch zwängen,
hat doch der Schlund auch nachgegeben.
So glaub' es mir bei meinem Leben,
es wird schon alles wieder gut.
Sei stark, verlier nur nit den Mut!"
So riet die Tant, die gute Seele,
aus nicht ganz überzeugter Kehle.
Die Fina schied getrost von ihr.
"Hab' Dank", sagt sie noch an der Tür.
"I laß dem Schicksal seinen Lauf,
die Hoffnung, die geb' i nit auf."

Und es verging die dunkle Nacht,
was hat die Fina wohl gemacht,
so denkt die Annatant mit Bangen
und zieht den Hausrock an, den langen,
und eilt zur Fina hin behende,
es zittern etwas ihre Hände.
Was wird sie dort alles erwarten?
Doch sieh, die Fina ist im Garten.
Wahrlich sie ist es, die Getreue,
's ist nicht ihr Geist. Wie ich mich freue!
Die Annatant ist ganz entzückt,
die Fina hat sie jetzt erblickt,
mit einem Lächeln, leicht verlegen
kam sie der Annatant entgegen
und durch ihre geteilten Lippen
konnt' sie die weißen Zähn' erblicken.
"Siehst, unser Herrgott hat's gemacht,
hat mich bewahrt vor Grabesnacht.
Mein Leben lang will ich ihn loben
in seinem Himmelszelt dort oben!"
Und Tränen netzten ihre Lider.
"Schau, meine Zähn, die hab i wieder.
Es ist doch schön auf dieser Welt,
und g'spart hab i an Haufen Geld.
I dank dir nochmal für dein Rat,
bin froh, daß es nix 'kostet hat."
 

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